Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

KANN, Robert A.: Joseph Maria Baernreithers und Graf Ottokar Czernins fragmentarische Darstellung der Sixtus-Affaire. Auf Grund der Aufzeichnungen und Dokumente im Baernreitherschen Nachlaß

436 Robert A. Kann besuchen; Poincaré sollte dann diesen Besuch erwidern und bei dieser Ge­legenheit hoffte man, die Sache einfädeln zu können. Aber mancherlei Um­stände verhinderten die Reise und die pourparlers in Wien fanden ein Ende. Lloyd George hatte sich, sagt March. (?) Laurent, davon überzeugt, daß, wenn K. K. auch ohne Wissen Deutschlands aufrichtig um Frieden gebeten hat, er doch in den Augenblick Umfallen werde, da dieses davon Kenntnis erhalten würde.“ Es ist vollständig unverständlich, was dieser 2. kaiserl. Brief bezweckte. Erstens hat Italiens Regierung niemals ein Friedensangebot gemacht und das von Laurent citierte Ehrenwort Sonninos war vollständig richtig. (1 Satz unleserlich.) Dadurch, daß der K. K. nach Paris schrieb, „man brauche wegen Italien nicht besorgt zu sein“, kommt er diesen Dispositionen entgegen. Auch in diesem Falle scheint der K. einen ihm aufgeschriebenen Brief einfach copiert zu haben. Eine direkte Antwort aus Paris ist mir niemals zugekommen. Die Prinzen brauchen dem K. angeblich nur sagen (sic), daß sie nach wie vor bereit seien, ihre Kräfte in den Dienst der Friedensbewegungen zu stellen und mehrmals noch im Laufe des Jahres 1917 war in einer allge­meinen Form die Rede davon, daß die Prinzen nochmals nach Wien kom­men sollten oder würden. Ich habe mich diesen Anregungen gegenüber, ob sie nun vom K. oder von der Kaiserin ausgingen, stets zustimmend ver­halten und war immer gewillt, auf Besprechungen einzugehen, sobald nur (unsere ehrlichen Bundesgenossen als auch wir) ((?) Sinn der 6 Worte in Klammer nicht eindeutig) nicht gestört werden. Nach dem Niederbruch habe ich erfahren, daß die franz. Regierung offenbar in Unkenntnis dar­über, daß der Kaiser seine Briefe ohne Wissen der Regierung geschrieben habe, meine früher erwähnte, dem Prinzen Sixtus mitgegebene Antwort teilweise falsch verstanden hat. Sie habe den P. 2, welcher als Schutz gegen die Londoner Beschlüsse gemeint war, dahin aufgefaßt, daß wir Schutz gegen die Zertrümmerungspläne der Monarchie durch ein feindliches (?) Deutschland erbitten. Es ist mir heute noch unverständlich, wie diese Auffassung in Paris Platz greifen konnte, da nicht nur der Prinz Sixtus die mündliche Inter­pretation erhalten hatte, sondern der P. 3 desselben Schriftstückes erklärt, „daß Ö.-U. ... erst dann in Besprechungen mit seinen Alliierten eintreten könnte“. Ob und wann während des Krieges die Regierungen der Entente erfahren haben, daß alle die kaiserlichen Documente (sic) hinter dem Rücken der verantwortlichen Regierungen stattgefunden haben, ist mir unbekannt. Ich ahnte nichts von diesen kaiserlichen Briefen, bis mir ein Jahr später die Veröffentlichungen Clémenceaus die Augen öff­neten. IV. 3 Monate nach dem Besuche der Prinzen in Wien ereigneten sich nun

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