Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

KANN, Robert A.: Joseph Maria Baernreithers und Graf Ottokar Czernins fragmentarische Darstellung der Sixtus-Affaire. Auf Grund der Aufzeichnungen und Dokumente im Baernreitherschen Nachlaß

432 Robert A. Kann wahrt werden und erst in kommenden Zeiten eine der wichtigsten politi­schen Phasen der Kriegszeit erklären. I. Um die Briefangelegenheit in ihren verschlungenen Phasen zu erklären, muß ich etwas weiter zurückgreifen. Im Frühjahr 1917, also ein volles Jahr vor der „affaire“ teilte mir der K. mit: „daß zwei seiner Schwäger bereit seien, zu einer politischen Aus­sprache in die Schweiz zu kommen. Sie seien zwar nicht von der französ. Regierung geschickt, würden jedoch durch ihre Verbindungen zu der fran­zösischen Regierung in der Lage sein, dem Friedenswerk wichtige Dienste zu leisten.“ Der K. wollte meine Ansicht über die Sache kennen. Ich er­widerte, daß ich jede Möglichkeit, dem Frieden näher zu kommen, aufzu­greifen bereit sei, daß ich daher auch unbedingt dafür sei, in ein Gespräch mit den beiden Prinzen einzutreten und die volle ministerielle Verantwor­tung für diesen Schritt übernehme. Ich machte jedoch darauf aufmerk­sam, daß eine Zusammenkunft in der Schweiz unmöglich geheim bleiben könne und daß es mir daher wünschenswert erschiene, daß die beiden Prinzen nach Wien kämen. Der K. ging darauf ein und die Prinzen kamen geführt vom Rittmeister Grafen Erdödy nach Wien. (Randbemerkung Baernreithers) : Wie mir Cz. mündlich sagte im Auto u. der Verkleidung ö s t e r r. Offiziere. II. Nun hatte diese Reise ein mir damals unbekanntes politisches Vorspiel, welches ich zum Teil ein Jahr später — im Frühjahr 1918 — erfuhr, zum Teil noch nach dem Niederbruch im Frühjahre 1919. Mitte Februar 1917 war nämlich der Prinz Sixtus mit seiner Mutter, der Herzogin von Parma in Neuf Chatel in der Schweiz beisammen. (Diese Reise der Herzogin war mir vom Kaiser nicht mitgeteilt worden; ich hatte sehr bald nach meiner Ernennung zum Minister dem K. gegenüber das Verlangen geäußert, daß jeder schriftliche und mündliche Kontakt zwischen den österreichischen und ausländischen Parmas der ministeriellen Kontrolle unterworfen werde — ein P., welches der K. mit der Begründung ablehnte: „er hafte dafür, daß der Kontakt ein völlig unpolitischer sei“.) Ich wußte also von dieser Reise nichts. Bei derselben entwickelte die Herzogin ihrem Sohne, daß K. Karl den Frieden wolle und beriet sich mit ihm über die Wege zu demselben. Der Prinz betonte, um eine Friedens­aktion einzuleiten, bedürfe er etwas Konkreteres als die allgemeinen Frie­densversicherungen K. K. und er schreibe seiner Mutter einige Zusagen auf, welche K. K. machen solle: Über Elsaß-Lothringen, Belgien, Serbien. Die Herzogin reiste nach Wien zurück und darauf schrieb K. K. ein Jahr später den bekannten, ein Jahr später von Clémenceau veröffentlichten

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