Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

BENNA, Anna Hedwig: Eine Wiener Ratsliste und das Wiener Stadtrecht von 1340

10 Anna Hedwig Benna Freithof 60) verhindert werden. Von der Erfüllung dieser Bedingung, die für die Reichsstadt Wien eine rein politische Frage darstellte, hing somit die Dauer der Gültigkeit des Rudolfinum II ab. Es war demnach zu erwar­ten, daß die Stadt im Falle des Ungehorsams mit dem Verlust und später wahrscheinlich mit einer Minderung der im Rudolfinum II gewährten Rechte zu rechnen hatte. Die Wiener enthielten sich in den folgenden Jah­ren tatsächlich aller Verbindungen zu Paltram und Genossen, so daß König Rudolf I. keinen Anlaß hatte, die Kassation des Rudolfinum II und der Privilegien Kaiser Friedrichs II. zu verfügen. Wohl ließ sich König Rudolf, bevor er Österreich 1281 verließ, um sich nach dem Westen zu begeben, von zahlreichen Bürgern Wiens und darunter auch solchen, die unzweifelhaft zu Paltrams Anhängern gehört hatten, Treuebriefe ausstellen61). Die Ur­kunden der mit Paltram Sympathisierenden enthielten einen ausdrück­lichen Verzicht auf Verbindung zu Paltram und Genossen62 *). Die Treu­briefe von 1288 enthielten diese Klausel nicht mehr. Es war nicht mehr notwendig, sich gegen eine Wiederkehr Paltrams zu sichern, dieser war von Niederbayern aus, wo er seit 1281 als Burgherr von Karlstein Klein­krieg gegen den Erzbischof von Salzburg führte6S), 1287 ins Hl. Land aufgebrochen, von wo er nicht mehr wiederkehrte64). Eine Kassation des Rudolfinum II ist tatsächlich nie erfolgt. Es wäre auch unrichtig, anzu­nehmen, die Stadt Wien wäre von den beiden Mandaten König Rudolfs I. vom 29. Dezember 1282 65) und vom 26. August 1288 66) an die Landherren, 60) Zu Paltram vor dem Freithof vgl. Oswald-Redlich-Adalbert Starzer, Eine Wiener Briefsammlung zur Geschichte des Deutschen Reiches und der Öster­reichischen Länder, Mitt. a. d. Vatik. Arch. 2 (1894), S. 48, Karl Uhlirz, Die Continuatio Vindobonensis, Ein Beitrag zur Quellenkunde der Stadt Wien, Bll. LK. NÖ. NF. 29 (1895) 9 ff. Oswald Redlich, Rudolf von Habsburg (1903) S. 307—308. Oswald Redlich-Anton Schönbach, Des Gutolf von Heiligenkreuz Translatio s. Delicianae, SB. Wien 158/2 (1908) 32 ff. Brunner, MIÖG. 58, 556. Zum Verfahren gegen Paltram vgl. Böhmer-Redlich, Reg. Imp. VI. n. 948, 952, 957 ff., 978, 989, 1072, 1322. 61) Karl Uhlirz, Die Treubriefe der Wiener Bürger aus den Jahren 1281 und 1288, MIÖG. Erg. 5 (1896—1903) 76 ff. 62) Uhlirz, MIÖG. Erg. 5, 82, 83. Vancsa I, 560, 561; 2, 63. »s) Vancsa 2, 59. Uhlirz, Bll. LK. NÖ, NF. 29, 11, Anm. 3. Redlich-Starzer, Briefsammlung, S. 48, Redlich, Rudolf von Habsburg, S. 375, Anm. 2. Über Paltrams Angriffe gegen die Güter des Erzbischofs von Salzburg, vgl. Theodor Widmann, Geschichte Salzburgs 1 (1909) 24, 25. Franz Martin, Regesten der Erzbischöfe und des Domkapitels von Salzburg 1 (1926) n. 1025. 64) Sigmund Riezler, Geschichte Baierns 2 (1881) 156. A. Doppler, Die ältesten Originalurkunden des f. e. Consistorial-Archives zu Salzburg (1200— 1350), Mitt. Ges. Salzb. LK. 10 (1870) 134, Anm. 2. Reinhold Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande (1894) 127—128. Zu den Testamenten Paltrams von 1287 vgl. Röhricht aaO. S. 127. Uhlirz, Bll. LK. NÖ, NF. 29, 10, Anm. 4. Drei Urkunden zur Geschichte Paltrams vor dem Friedhofe, ebenda S. 532—537. 65) Böhmer-Redlich, Reg. Imp. VI, n. 1746, 1747. Reg. Habsburg, II. n. 95, 96. MG. Const. 3, n. 343, vgl. Redlich, Rudolf von Habsburg, S. 381.

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