Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
138 Georg Wagner dieser sich um diese Union so verdient machte (Simancas, Legajo E 2377). Auch der Erzbischof von Salzburg, als kaiserlicher Prinzipalkommissar am Reichstag zu Regensburg, befördere immer auch die Anliegen des Kaiserhauses (Consejo, 10. Mai 1663, E 2376). Allerdings kommt man gelegentlich darauf, wie schwierig es aus rein geographischen Gründen ist, eine militärpolitische „reciproca union de ambas lineas“ vollauf wirksam werden zu lassen. So im Consejo vom 9. Dezember 1666: ... escusarse el Virey de Napoles por imposibilidad ... reciproca union de ambas lineas. (E 2377). Aber man sieht sich angesichts des Doppelspiels Ludwigs XIV., der Richelieus und Mazarins Politik fortsetzt — Richelieu hatte „das Brevier und Macchiavelli auf dem Tisch“, sagt Abbé de Choisy in seinen Mémoires ... de Louis XIV. (Utrecht 1747, S. 57) —zur Zusammenarbeit gezwungen. So ist denn auch der Vorschlag Portias und Kollonitsch’ eines nach außen hin kaiserlichen, in den Erblanden stationierten, in Wahrheit aber spanischen, weil von spanischen Subsidien (Jahrgeld von 240.000 fl für 1664) erhaltenen 20.000 Mann-Heeres —■ womit man wohl die spanischen Subsidien leichter zu erhalten hoffte — der im Staatsrat vom 22. November 1663 wohlwollend aufgenommen wurde, welcher daraufhin einen „esfuerzo muy considerable“ empfahl, worauf der König eigenhändig an den Rand des Protokolls schrieb: „conformado ... y mandado“ (E 2377) — nicht zuletzt im Hinblick darauf geschehen, weil Robert de Gravel am Reichstag zu Regensburg den kaiserlichen Bevollmächtigten im Namen Ludwigs XIV. 20.000 Mann gegen die Türken angeboten hatte, unter der Bedingung, daß der Kaiser keinem Feinde Frankreichs Hilfe leiste: „ ... el Rey cristianisimo queria socorrer al Senor Emperador con 20 U [U = 1000] hombres para la guerra contra el Turco con condicion que se obligaré Su Magestad Cesarea a no dar socorro a ningun enemigo de la Francia (ebenda). Da auch Ludwig selber in seinen Memoiren von diesem Angebot von 20.000 Mann schreibt, handelt es sich nicht um eine Erfindung kaiserlicher Minister, um von Spanien desto leichter und schneller hohe Subsidien zu erreichen. Die Doppelrolle des Sonnenkönigs. Tatsächlich spielte Ludwig XIV. damals eine gefährliche Doppelrolle. Einerseits hatte er den Kaiser zur Annahme eines französischen Hilfskorps im Rahmen der Rheinbundhilfe gedrängt, wodurch er letzteren schließlich zur indirekten Anerkennung des Rheinbundes, — unter dem Direktorium von Kurmainz ein Reich im Reiche —, zwang (er währte von 1656—1667 und verhinderte kaiserliche Sukkurse in die spanischen Niederlande, da das Gebiet der Rheinfürsten neutralisiert war!), andererseits ermunterten anscheinend seine Emissäre bereits 1663 den Sultan Mohammed IV. (1648—1687) bzw. dessen Großwesir Achmed Köprülü zu dem Unternehmen gegen den Kaiser, da eine langjährige Verwicklung der