Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vließ 41 Weiters wurde mitgeteilt, daß sich aus den Intereßen-Eingängen des Fondsvermögens eine Barschaft von 5.191 fl. 67 xr. als Reserve angesam­melt habe, die nicht nur die Besetzung aller offenen Präbenden erlaube, sondern auch den Grundstock für eine weitere V e r m e h r un g des Fondsvermögens, bzw. der Präbenden darstelle. Gleichzeitig wurde wieder die jährliche Vorlage eines Gebarungsausweises für den Präbenden- fonds in Aussicht gestellt 362 363). Dieser günstige Bericht hatte sogleich die Concurs-Ausschreibung zur Folge 863). Mit einer Vermehrung der Zahl der Präbenden war jedoch die Ordenskanzlei nicht einverstanden, sondern stellte vielmehr Erwägungen an, ob es sich nicht empfehle, durch die Nichtbesetzung einiger Stellen, eine solche Vermehrung des Fondsvermögens anzubahnen, daß eine E r- höhung des dermaligen Präbenden-Bezuges jährlicher 210 fl. auf jähr­liche 300 fl. ermöglicht wird 364). Auf Grund des Concurses kamen nicht weniger als 16 Competenten 365) bei der Ordenskanzlei um die sechs er­ledigten Präbenden ein; ferner war noch das bereits oben erwähnte asser- vierte Gesuch als Nr. 17 hinzuzuzählen 366). Mangels einer oder der anderen im Stiftbrief festgelegten Bedingungen wurde wieder eine Reihe von Gesuchen nicht in die engere Wahl einbezogen; für sechs Bewerber aber gingen Erhebungsanträge an das k. und k. Reichskriegsministerium und an andere zuständige Behörden sowie Landesstellen367). Der Kabinetts­sekretär Josef Ritter Kundrat von Lüftenfeld arbeitete einen Sechservor­schlag und ein Konzept für eine Competententabelle aus, von der er irr­tümlicherweise annahm, daß eine solche noch niemals vorgelegt worden wäre 368). Der Ordenskanzler war mit diesem Sechservorschlag jedoch nicht einverstanden, wünschte eine stärkere Berücksichtigung der sozialen Ver­hältnisse der Bewerber und verlangte eine Änderung der engeren Aus­wahl369). Der Vortragsentwurf Kundrats 370) trug den Wünschen des Frei­herrn von Braun Rechnung 371) und enthält überdies folgenden interessanten 362) ZI. 10/TO/1893, Bericht der Generaldirektion der Ah. Privat- und Fa- milienfonde Nr. 1236 vom 29. März 1893. 363) Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 12. April, Nr. 83, 518, 14. April, Nr. 85, 535 und 15. April 1893, Nr. 86, 540. 364) ZI. 10/TO/1893, Konzept der Antwort der Ordenskanzlei an die General­direktion vom 9. April 1893. 366) ZI. 11 bis 18 und 20 bis 27/TO/1893. 366) ZI. 6/TO/1893. 367) ZI. 28/TO/1893; die Erhebungsberichte liegen als ZI. 32 bis 36/TO/1893 und bei ZI. 38/TO/1893 als fol. 5 ff. und 9 ein. 368) ZI. 32/TO/1893, fol. 3r. 360) Ebenda, fol. 4. 370) Ebenda, fol. 1 ff. 870 Kundrat hatte z. B. vorerst Dr. Viktor Ritter von Malinkowski nicht in die engere Wahl einbezogen, da der Bewerber wohl altpolnischen, als galizischen bestätigtem Adel, nicht aber dem alten Herren- und Ritterstand des öster­reichischen Kaisertums angehörte (ZI. 28/TO/1893). In der endgültigen

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