Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies
Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vließ 13 überdies bis 1877 zumeist78) in der Wiener Zeitung etwa in dieser Form veröffentlicht: Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 16. Mai d. J. eine erledigte Toison-Ordens-Präbende dem k. k. Oberstlieutenant des Ruhestandes Karl Pap Arpdssy d’Alsö Arpdß allergnädigst zu verleihen geruht7*). Im Interesse der Beteilten unterblieb späterhin die Bekanntgabe ihrer Namen 75). Die für eine Verleihung nicht in Betracht gezogenen Gesuche gingen in der ersten Zeit nochmals an die Polizeihofstelle zwecks Erteilung des ablehnenden Bescheides zurück und befinden sich daher heute nicht mehr im Ordensarchiv 76). Gleiches gilt von den Gesuchen, die die Ordenskanzlei nach 1870 wieder den Competenten mit Ter galbescheiden versehen zumittelte, daß die Bewerbung diesmal nicht berücksichtigt werden konnte77). Die ablehnenden Bescheide enthielten in der Regel keine Begründung, warum der Bewerber nicht mit einer Präbende begnadet wurde. Eine Durchsicht der einschlägigen Vorträge der Ordenskanzler und der Competententabeilen läßt jedoch folgende Ablehnungsgründe klar erkennen. In rund 75% der Fälle war der Grund für die Nichtberücksichtigung darin zu suchen, daß im Hinblick auf die geringe Zahl der zu vergebenden Stiftungsplätze immer noch bedürftigere Bewerber sich gemeldet hatten, die anderen bedürftigen Kandidaten trotz deren Notlage vorgezogen werden mußten78). Rund 20% der Gesuche wurden wegen der fehlenden Adelsqualifikation vielfach von vorneherein nicht in die engere Wahl einbezogen; in diesem Zusammenhang war es meist der zu junge Adel, der der stiftbriefmäßigen Bedingung des alten Ritter- und Herrenstandes nicht entsprach79). Rund 5% der Ablehnungsfälle wurden von der Ordenskanzlei intern mit einem nicht entsprechenden Lebenswandel80), mit fehlenden Verdiensten81), anfangs auch mit der Tatsache, daß ein Verwandter bereits im Genuß einer Präbende stünde82) oder mit 7°) Die Bekanntgabe der Namen der neubeliehenen Präbendisten in der Wiener Zeitung unterblieb anläßlich der zweiten, fünften und ab der sechzehnten Verleihung. 70 Wiener Zeitung, 18. Mai 1877, Nr. 113, 1. 70) ZI. 23/TO/1883; vgl. unten S. 3 70) ZI. 46 TO 1841; darum fehlen z. B. die Akten 17 und 18/TO/1838; 21 und 26/TO/1839; 35, 38 und 40 TO 1840 im Ordensarchiv. 77) Vgl. z. B. ZI. 20/TO/1870, 25VTO/1877, 20/TO/1916. 78) So wurden aktive Beamte zumeist überhaupt nicht für die engere Wahl in Betracht gezogen (ZI. 20/T0'1870, fol. 166, 32 TOT913). 79) Als alter Ritterstand wurde jener angesehen, der ein Jahrhundert überschritten hat (vgl. unten Anm. 261), bzw. dem eine Familie mindestens durch drei Generationen angehörte (vgl. unten S. 47). 80) Vgl. z. B. ZI. 2/T0 1832, 9TOT886, 36^0 1908, 32/TOT913. 81) Vgl. z. B. ZI. 176/TO/1850, fol. 47v, 24'TO/1871, fol. 143. 82) ... und es bei der geringen Zahl von Ordens Präbenden kaum den Allerhöchsten Absichten entsprechen möchte, dieselbe Familie abermals zu bedenken (ZI. 24/TO/1871, fol. 142). Vgl. auch ZI. 181/TO/1850, fol. 106r, 8/TO 1853, fol. 51 f„ 25/TO/1877, fol. 54v und 9/TO/1886, fol. 82.