Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

SILAGI, Denis: Aktenstücke zur Geschichte des Ignaz von Martinovics

Aktenstücke zur Geschichte des Ignaz von Martinovics 251 tungen des Professors überprüfen zu lassen; wie der Kaiser diese An­regung aufnahm, geht aus diesen Akten nicht hervor. — Den von Fraknói erwähnten Bericht Martinovics’ vom 7. Juni, sowie den „ergänzenden Be­richt“, der der Note des Grafen Saurau vom 26. Juni beigelegen hatte, konnte ich vorerst nicht auffinden. Die nachstehend abgedruckten vier Bapporte Martinovics’ vom April 1793 ergänzen das Bild des seltsamen Mannes durch einige — keineswegs anziehende — wesentliche Züge. Nicht minder aufschlußreich für seine Geschichte sind auch die im folgenden wiedergegebenen — von der madja- rischen Forschung nicht beachteten — Begleitnoten zu den Rapporten. Diese Noten tragen einiges zur Klärung der Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Polizeiministerium und Martinovics bei; sie zeigen, wie hoch Graf von Pergen die Fähigkeiten seines Konfidenten bewertete. Somit lag dem Umstand, daß die Ansuchen des Martinovics um Ämter, Titel, usw. im März und auch im September 1793 durch Pergen, bzw. seinen Adlatus Saurau so warm unterstützt wurden, gewiß nicht bloß das Drängen des Professors, sondern auch, ja vielleicht vor allem die hohe Einschätzung seiner Dienstleistungen zu Grunde. Die Aufmerksamkeit, die Franz II. den ihm stets ohne Verzug unterbreiteten Rapporten Martinovics’ schenkte,' legt den — von der Auffassung der ungarischen Forscher abweichenden — Schluß nahe, Kaiser Franz habe die Bitten des Professors weniger aus per­sönlicher Abneigung als aus Sparsamkeit abgewiesen. Obwohl das Polizeiministerium hier und da vom Inhalt der Rapporte abzurücken für richtig befand, und obwohl aus Pergens Note vom 16. Mai 1793 auch einiger Unmut herausgehört werden könnte, erscheint der Minister dem Ex-Professor gegenüber im ganzen von einer beinahe naiv wirkenden Vertrauensseligkeit. Ob aus dem Tonfall der Note des Grafen Saurau 17), mit der er dem Kaiser am 29. Juli 1793 von Gotthardi „aber­mal unaugefodert“ eingereichte Nachrichten aus Ungarn übermittelte, geschlossen werden darf, daß es Pergens Adlatus war, der der Tätigkeit Gotthardis und Martinovics’ schon frühzeitig mit Zurückhaltung begegnete, sei dahingestellt *8). AKTENSTÜCKE Die Ergänzung zwanglos rekonstruierbarer Textlücken in den 1927 beim Brand des Wiener Justizpalastes beschädigten Akten ist durch [eckige Klammern] kenntlich gemacht. [...] bezeichnet in den gleichen Akten i") HHStA, Informations-Büro, Polizeiberichte, Faszikel 1, fol. 387 (unpubli- ziert). is) Zu den im vorstehenden angeschnittenen Fragen vgl. Denis Silagi, Jakobiner in der Habsburger-Monarchie. Ein Beitrag zur Geschichte des auf­geklärten Absolutismus in Österreich. (Wiener Historische Studien 6.) Wien 1962, passim.

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