Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts
242 Koloman Juhász seines Episkopates, in den Jahren 1749—1750, dem Willen seines Bischofsvorgängers entsprechend, zu Ehren des ersten Bischofs von Tschanad, Gerhard des Heiligen, einweihen. Diese kapellenartige Kirche diente als Pfarrkirche bis 1868. Die Zahl der Pfarrkinder war zur Zeit des Episkopates Stanislavichs niedrig. Während dieser Zeit, also während zehn Jahren, wurden etwa dreihundert Taufen eingetragen. Doch gehörten damals zu dieser Pfarrei folgende Filialgemeinden: Sankt Nikolaus, Neu-Tschanad, Türkisch Kanizs, Apátfalva, Nagylak, Komlosch und Kis-Zombor. In einigen Filialgemeinden war die Seelenzahl höher als in Tschanad. Auf die Gemeinde Tschanad fielen in zehn Jahren nicht einmal fünfzig Taufen. Die niedere Zahl der Pfarrkinder beleuchten auch die Kirchenrechnungen. Zu dieser Zeit fließen in den Klingelbeutel an Sonn- und Feiertagen durchschnittlich dreißig Kreuzer ein. Nur am Feste des hl. Gerhard geht die Summe von zwei Gulden und 15 Kreuzer ein. Diese Angabe bezeugt, daß die Pietät der Pfarrkinder von Tschanad gegen den hl. Gerhard auch nach Zusammenbruch der alten Herrlichkeit nicht erlosch 6). Jene Handvoll Menschen, welche in J armata angesiedelt wurde, entbehrte hier anfänglich der Seelsorge und mußte jeglichen Trost der Religion in Temesvár suchen. Graf Mercy wendete sich mit der Bitte an den Bischofsvorgänger Stanislavichs, Baron Falkenstein, er möchte es doch irgendwie möglich machen, daß den Ansiedlern eigene Seelsorger zuteil würden. Der Bischof schickte hieher Bartholomäus Bachmann. Er bezieht ein Haus, wie es für die übrigen Ansiedler fertiggestellt ist und welches mit der Zeit einige Vergrößerung erfährt. Bachmann ist ein seeleneifriger Mann, der sich besonders zu jener Zeit, als im Jahre 1738 von allen Seiten christliche Flüchtlinge hierherziehen, als unermüdlich erweist. Er nimmt den hierhergeflüchteten Pfarrer von Bogschan, Matthäus Novák, liebevoll auf, pflegt ihn in seiner Krankheit bis zu dessen Tode. Auch die Nachbargemeinden sind überfüllt mit Flüchtlingen; Bachmann, der auch diese Gemeinden als Filialen zu versehen hat, ist bald zu Wagen, bald zu Fuß vollauf beschäftigt, und als nun gar zu allem noch die Pest auftritt, ist er der Haupttrost der entsetzten Menschen geworden, obgleich auch ihm die Heimsuchungen nicht erspart bleiben. Als ersten Toten trägt er seine Mutter aus dem Pfarrhause hinaus, dann begräbt er seinen erwähnten Bogschaner Amtsbruder. Noch im selben Jahre tötet ein Blitzschlag seinen Bruder Andreas Bachmann, und bald darauf stirbt auch dessen Witwe nach ihrem Manne. Als Pest und Kriegsgefahr vorüber sind, versetzt der Bischof Bachmann zum Lohne für dessen Eifer auf eine jener wenigen größeren Pfarren, welche während der Türkenzeit verschont geblieben waren; am 11. 5. 1740 zieht Bachmann als Pfarrer nach Orawitza. Die Besetzung der leergewordenen Pfarrstelle in Jarmata stieß aber jetzt auf große Schwierigkeiten. Dem Bischof stand kein einziger verwendbarer Prie6) DS I, 63, 73. Pfarrg. 682—5.