Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts

Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 243 ster zur Verfügung, auch die Orden konnten keinen Mann entbehren und so sah sich der Bischof genötigt, ein Mitglied des Domkapitels, den Dom­herrn Karl Ferdinand Tazzoli, zur Leitung der Pfarre herauszusenden, wel­cher bis zu seiner Erkrankung 1744 hier verblieb. Nach dessen Weggang gelang es dem Bischöfe, aus dem Franziskanerorden Patres zu erhalten, welche den Posten eines Pfarrers versehen; aber zugleich ihren Ordens­oberen unterstehend, wechseln diese Patres äußerst schnell, so daß in man­chem Jahre auch mehrere abwechselnd der Pfarre voranstehen. In einem Falle ist der Bischof sogar genötigt, mit der Leitung der Pfarre einen der Barmherzigen Brüder, welche sich sonst nur mit der Krankenpflege, fast nie mit der Seelsorge beschäftigen, zu betrauen. Aus dieser Zeit, in welcher den Seelsorgedienst zumeist Franziskaner-Patres versehen, stammt die Gewohnheit, daß das Volk in Jarmata auch heute noch vom Pfarrer in vertraulichem Gespräche als „Pater“ spricht. Den ersten dieser Fran­ziskanerpfarrer, P. Felician Lampe, ereilte auch hier der Tod und er fand im Innern der alten Kirche nächst des Taufsteines sein Grab7). Die Pfarrei Bokschan wurde 1738—39 verwüstet. Nachher, 1741, verlangte Stanislavich wieder die Besetzung derselben8). In diesem Jahre vollzog er dort die kanonische Visitation. Trotz den vielen Bemühungen konnte diese Pfarre erst am 1. 1. 1747 neugegründet werden, acht Jahre entbehrte die Ortschaft einen Seelsorger. Während dieser Zeit betreuten die Minoriten- und Franziskaner-Patres aus Kraschowa und Lugosch die nach der Türkeninvasion hier gebliebenen Gläubigen. Am 26. 1. 1747 er­nannte hieher Stanislavich als Pfarrer Josef Champion e. Inzwischen wurde die alte Holzkirche durch das Aerar hergerichtet9). 1738 fiel auch Tschakowa in die Hände der Türken. Die Pfarrkinder samt ihrem Seelsorger Peter Forster flüchteten. Erst im folgenden Jahre konnten sie zurückkehren. Die guten Beziehungen des Pfarrers Forster zu dem Kame- ralbeamten erleichterte die Neuorganisierung der Pfarrei. Die Kammer leistete den Ansiedlern Unterstützung, um ihre zugrunde gerichtete Wirt­schaft in Ordnung zu bringen. Auf die Bitte des Pfarrers hat die Kammer den Neubau der Kirche dadurch ermöglicht, daß sie die zum Bau über­lassenen Zollgelder („Marktgroschen“) nicht weiter in Pacht gab, sondern die ganze Summe zu kirchlichen Zwecken verwendete10). 1741 wurde der Kirchenbau beendet und die Kirche zur Anbetung der Allerheiligsten 7) Demel e, Temesgyarmat. Innsbruck, 1913, 30—31. B) HDS I, 649. °) Pfarrg. 410. 10) Pfarrer Forster schrieb diesbezüglich der Administration: „Ew. Exzel­lenz werden nicht ungnädig deuten, daß ich höchst dieselben zu beunruhigen veranlaßt worden, maßen dem Vernehmen nach, der von einer löbl. kgl. Ad­ministration schon von etwelchen Jahren zur vollständigen Erbauung der Csa- kovaer Pfarres-Kirchen gnädigst applacidierte Marktgroschen solle in Arendam gegeben werde, die benannte Kirche aber noch nicht ausgebaut und baufällig, daß wenn nicht vorgebogen werde, der völlige Einfall bedrohet“. Pfarrg. 636. 16*

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