Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts
238 Koloman Juhász Im Mittelalter gab es in der Diözese vier Kapitel, etwa zwanzig Abteien, Stifte (Benediktiner, Zisterzienser, Prämonstratenser, Augustiner- Chorherren), eine Anzahl von Klöstern der verschiedenen Orden, wie Franziskaner, Dominikaner, Johanniter, Pauliner- und Augustiner-Eremiten und des Ordens des Hl. Geistes. Die Domschule diente als Priesterseminar. Es bestanden mehr als zweihundert blühende Pfarren. All dies ging während der Türkenherrschaft zugrunde. Keine einzige von den angeführten kirchlichen Einrichtungen überlebte die Türkenzeit. Zur Zeit des Bischofs Stanislavich waren auch in den neugegründeten Ortschaften zumeist noch keine Kirchen, sondern der Gottesdienst wurde in einfachen Bauernhäusern abgehalten. Diese bestanden, im besten Falle, aus drei Räumlichkeiten: von zwei Seiten je ein Zimmer, in der Mitte die Küche. Das eine Zimmer war die Kapelle. Einige Kirchen und Pfarrhäuser, wie Pantschowa, Weißkirchen, Orawitza, Dognatschka, Kudritz, Karan-Sebesch und Zell — benötigen dringende Renovierung. Die übrigen Kirchen und Pfarrhöfe sind — Werschetz und Lugosch ausgenommen — zwar aus Holz gebaut, doch diese können noch eine Zeitlang ohne Renovierung bestehen10). Einige Orte wären noch mit Seelsorgern zu versehen. Die durch die Türken verwüstete Pfarrei in Cherwenka20) wäre nach Kudritz zu versetzen, um die von Werschetz entfernt wohnenden etwa dreihundert Gläubigen betreuen zu können. Hier ist eine Kirche und ein Pfarrhof zu errichten21)- Ebenso in Kraschowa. In der Umgebung dieser Ortschaft lebte eine illyrische Bevölkerung mit lateinischem Ritus. Dies ist eine Seltenheit, denn die Slawen befolgten im allgemeinen den griechischen Ritus. Die Jesuitenpatres wünschen die Seelsorge hier nicht weiter auszuüben, deshalb könnte man die Pastorisation den aus Orschowa durch die Türken vertriebenen Franziskanern bulgarischer Ordensprovinz anvertrauen 22). An drei Pfarreien sind Kaplan-Stationen („Vicarii parochiales“) zu errichten: Orawitza, Weißkirchen und Werschetz. Als eine besondere, große Ausnahme erwähnt der Bischof, daß er dem Pfarrer von Orawitza wegen ui) „Reliquae ecclesiae et domus parochiales excepta Versetz, Lugos, omnes sunt ligneae ecclesiolae vix aliquot annos duraturae, attamen defacto subsistere adhuc possunt.“ Relation Stanislavichs an Maria Theresia. HDS I, 553. 20) „Parochia jam per Tureas desolata Czervenka.“ 21) Ad Guetteriz, ... ut animabus illic, longe tribus horis a Versetz distantibus, in num. 300 circiter satisfaciat, ibique ecclesia et domus erigatur.“ A. a. 0. Punkt 3. HDS I, 553—554. 22) „Quia populus ille Illyricus catholicus latini ritus in tribus, aut quattuor millibus animarum consistens ad trium et quattuor milliarium spatium hinc inde dispersus (ad modum, quo in superiore Austria et Styria hinc inde dispersus) per parochum solum provideri est impossibile: idcirco cum PP. Soc. Jesu amplius se eo conferre recusent, PP. Franciscanis ibidem jam existentibus ex provincia Bulgáriáé Orsóvá depulsis indulgendum esset, ut residentiam quampiam sibi aedificarent.“ A. a. O. HDS I, 553—4.