Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

Pietro Andrea Matthioli 85 Madruz, den Erzbischof Johann Jakob von Salzburg, den Herzog Al­brecht V. von Bayern und Herzog Wilhelm von Cleve 137). Der Nürnberger Arzt Joachim Camerarius besorgte im Jahre 1586 eine neue deutsche Ausgabe, die im Verlag Sigmund Feyrabend erschien und eine gute Aufnahme fand und bis 1626 fünfmal aufgelegt wurde138). Camerius berichtet in seiner Vorrede, daß er den Nachlaß des Conrad Gessner erworben und „etliche Kreuter Figuren zum theil schon geschnit­ten, zum theil allein gerissen“ vorgefunden habe. Dies habe ihn, der „von jugendt auff zu dem studio herbariae“ sich hingezogen fühlte, bewogen, eine Neuauflage des im Buchhandel vergriffenen Matthiolischen Kräuter­buches drucken zu lassen139). In Frankreich war das Interesse an Matthiolis Herbarium nicht minder groß, so daß ein Jahr vor der böhmischen und zwei Jahre vor der deutschen Übersetzung 1561 in Lyon eine französische Ausgabe von Antoine du Pinet herauskam. Die Beliebtheit des Werkes beweisen fünf neue Auflagen bis zum Jahre 1680 14°). Schließlich sei noch die von Caspar Bauhin in Basel revidierte Gesamt­ausgabe der Werke Matthiolis angeführt, wobei das Herbarium bereits mit 1273 Abbildungen ausgestattet war, wovon 273 von dem damaligen Basler Künstlern angefertigt worden waren141). In den Kreisen der Ärzte und Apotheker fand die Arbeit Matthiolis am Dioskorides lebhaftes Echo und viele beeilten sich, durch Zusendung von Pflanzen und Gesteinsproben seine Forschungen zu erleichtern. Zu diesen zählte der Präfekt des botani­schen Gartens in Padua, Alois Anguillara aus Rom142), der die Abbildung eines eckigen Zungenfarns übersandte. Der Leibarzt Ferdinands I., Dr. Peter Canizer, ein Spanier, der von 1539 bis 1558 am Hof lebte143), ließ Matthioli 137) Senfeider, Georg Handseh von Limus, S. 515. !38) Schreiber, Die Kräuterbücher des XV. und XVI. Jahrhunderts, S. L. Der Nürnberger Stadtarzt Dr. Georg Palma besaß beispielsweise Matthiolis Kräuterbuch aus dem Jahre 1590, übersetzt von J. Camerarius (Klaus G. König, Der Nürnberger Stadtarzt Dr. Georg Palma. 1543—1591. Medizin in Geschichte und Kultur, Bd. 1, Stuttgart 1961, S. 69). 139) W. E. Roth, Das Kräuterbuch des P. A. Matthiolus. 1563—1586 (Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Bd. 2, Leipzig 1909), S. 317 ff. De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 386. 149) De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 386. 141) De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 385. Schreiber, Die Kräuterbücher des XV. und XVI. Jahrhunderts, S. XLV. 142) De Toni, Luigi Anguilara (Gli scienziati italiani. Repertorio Bio- bibliografico, hrg. von Aldo Mieli, Bd. 1, Teil 1, 1921), S. 76 ff. 143) HHSTA Obersthofmeisteramt Sonderreihe, Karton 181, n. 16, fol. 6; Karton 182, n. 38, fol. 18. HKA Hofzahlamtsbuch 1558/1, fol. 168r. Schon 1556 erhielt Dr. Canizer die Erlaubnis, nach Spanien heimzukehren, doch machte er erst Ende des Jahres 1557 davon Gebrauch. (HHSTA Obersthofmeisteramt Sonderreihe, Karton 182, n. 36, fol. 35r). Dem Spanier Cosmas de Boria wurde 1522 in Anwesenheit Erzherzog Ferdinands der Magistertitel verliehen. 1526 hielt er in der Wiener Universität medizinische Vorlesungen; er bekleidete

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