Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

86 Harry Kühnel seine Hilfe angedeihen. Der schon erwähnte Andreas de Laguna schickte gepreßt und aufgeklebt ein Exemplar des in Rom wild wachsenden blut­roten Immerschön. Der königliche Leibarzt in Innsbruck, Dr. Johann Peter Merenda, zeigte Matthioli eine bei Brescia gegrabene Braunkohle. Der kaiserliche Leibarzt Dr. Julius Alexandrinus ließ ihm von Terebinthen, einen Baum, den Matthioli später bei Duino wiederfand, eine Zeichnung anfertigen 144). Matthioli war es auch, der den von Ghislain von Busbeck in Kon­stantinopel entdeckten Flieder, den er nach Prag übersandte, zur Abbil­dung brachte 145). Unter solchen Umständen möchte man Matthioli Glauben schenken, wenn er 1563 behauptete, daß von seinen italienischen und latei­nischen Ausgaben des Dioskorides bereits 32.000 Exemplare verkauft wor­den seien. Matthioli machte zeit seines Lebens ausgedehnte Wanderungen. Ge­legentlich erwähnt er einen Besuch der Fuggerschen metallurgischen Werke in Pergine und Lavis sowie in der Stadt Schwaz. Er kam aber auch nach Arco, wo er in kurzer Zeit 1500 Skorpione zur Bereitung des angeb­lich harntreibenden Skorpionöles sammelte. Selbstverständlich war er mit der Flora in der Umgebung von Görz und des Küstengebietes von Triest bis Aquileja besonders vertraut, weil er dort zwölf Jahre verbrachte. Seine Reisen führten ihn bis Wippach; er berichtet, daß um Villach und beson­ders um Judenburg die keltische Narde massenhaft vorkommt. Wien rühmte er als Ausfuhrort für guten Safran, der leider in Italien nicht zu erhalten war, weil in den deutschen Gebieten selbst großer Bedarf bestand. Matthioli beschreibt, was von besonderem Interesse ist, auch seine Ein­drücke vom Quecksilberbergwerk Idria. Die Arbeiter verhüllten sich Nase und Mund gegen die schädlichen Quecksilberdämpfe. Es kam auch häufig gleichzeitig die Stelle eines Leibarztes, der in kultureller Mission nach Spanien entsandt wurde (HKA Archivbehelf N.Ö. Kammer Fasz. 11/167, 168, 191). Aus der Steiermark gebürtig war der Leibarzt Dr. Johann Salius, der von 1522—1530 nachzuweisen ist (HKA Archivbehelf N.Ö. Kammer 1/313, 1/589, 11/468, 11/479, 11/600, III/360. Anton von Rosas, Kurzgefaßte Geschichte der Wiener Hoch­schule. Teil 1, Wien 1843, S. 141 und 148. HHSTA Obersthofmeisteramt Sonder­reihe, Karton 181, n. 5, fol. 5) und mit einer Grazerin vermählt war. Die humani­stische Ausbildung, die Ferdinand I. in seiner Jugend in den Niederlanden zu­teil wurde, und von der Wilhelm Treue, Mit den Augen ihrer Leibärzte (Düssel­dorf 1955), S. 315 behauptet, daß sie von einem unbekannten Leibarzt vermittelt worden sei, geht vermutlich auf Dr. Dominicus Adam zurück, der über Bitte Kaiser Karls V. in das Kloster Niedernburg in Passau aufgenommen werden sollte (Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V., 1. Lieferung. 1519—1522. Hrg. von Lothar Groß, Wien-Leipzig 1913, S. 34, n. 2035). 144) Senf elder, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1480 f. 14s) Anton Kerner von Marilaun, Die Geschichte des Flieders (Wien 1893), S. 3. Über Busbeck siehe Hugo Hassinger, Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde (Wien 1949), S. 42 f.

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