Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

84 Harry Kühnei Vorlesungen über die Arzneimittellehre des Dioskorides, wozu die günstige Gelegenheit des praktischen Studiums im botanischen Garten in Padua beigetragen haben wird. 1553 erwarb er das Doktorat und hielt sich kurze Zeit in Trient auf. Im Herbst desselben Jahres kehrte er nach Prag zurück und bekam eine freie Lehrstelle an der Erzherzoglichen Pagenschule. Ende des Jahres 1556 verlieh ihm Ferdinand 1. ein Adelsdiplom mit dem Prädi­kat „a Limuso“. Da Handschs Vater im Jahre 1560 seinem Sohn die weitere finanzielle Hilfe versagte, war Dr. Handsch überaus froh, als er mit dem einflußreichen Matthioli in brieflichen Kontakt kam131 * 133). Erstmals schrieb er an den Leibarzt am 12. Februar 1561 und deutete darin an, die Über­setzung des Dioscorides gerne übernehmen zu wollen, nachdem er schon einmal 1559 um dessen Protektion gebeten hatte182). In eindringlichen Worten schilderte er am 26. April 1561 Matthioli seine geringe Freude an der Ausübung des ärztlichen Berufes, zumal das Honorar nicht einmal für anspruchslose Kost und einfache Kleidung ausreiche. Matthioli möge ihn gegen Kost, Quartier und 100 fl. jährliches Honorar auf nehmen 138). Der Leibarzt, der ohnedies einige Zeichner und Schreiber beschäftigte, nahm das Angebot des gelehrten Arztes an und hatte damit einen treuen und fleißigen Mitarbeiter gewonnen. Selbst als vom Herbst 1562 bis Februar 1563 Prag von der Pest heimgesucht wurde, arbeitete Handsch unerschrok- ken und unermüdlich für die deutsche Auflage des Werkes und besuchte täglich in Erfüllung seiner Pflicht Pestkranke. Im Jahre 1563 erschien trotz mancher Schwierigkeiten bei Melantrich in Prag das „New Kräuter­buch mit den allerschönsten und artlichsten Figuren aller Gewächse, der­gleichen vormals in keiner Sprach nie an den Tag kommen“ 134). Das Werk war dem Kaiser und seinen drei Söhnen Maximilian, Ferdinand und Karl gewidmet. Das an Ferdinand I. dedizierte Exemplar ließ sich Matthioli mit 200 fl. Gnadengeld vergüten135). Der erzherzogliche Leibarzt hatte es aber auch verstanden, namhafte deutsche Fürsten für sein Buch zu gewinnen und deren materielle Hilfe zu erlangen: Karl August, Kurfürst von Sachsen und dessen Leibarzt Dr. Johannes Naevius, den Handsch 1562 im Namen Matthiolis um seine Unterstützung beim Kurfürsten bat136 *), ferner Pfalzgraf Friedrich vom Rhein, den Bischof von Trient, Kardinal 131) Senfeider, Georg Handsch von Limus, S. 495 ff. Während seines Italien­aufenthaltes stand er mit Dr. Andreas Gallus in Briefwechsel, mit dem er später wissenschaftlich gemeinsam arbeitete (Cod. Vind. 9650). Rudolf Wolkan, Georg Handsch (Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 49, Leipzig 1904), S. 749 ff. !S2) Cod. Vind. 9650, föl. 53v, 7D. 133) Cod. Vind. 9650, fol. 76v. Senfeider, Georg Handsch von Limus, S. 498 f. !34) Senfeider, Georg Handsch von Limus, S. 514. De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 386. iss) HKA Gedenkbuch Böhmen, Bd. 310, fol. 304r. Jahrbuch der kunst­historischen Sammlungen V, S. XCV, n. 4350. iso) Cod. Vind. 9650, fol. 78l

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