Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

58 Anna Coreth nach Einzug der Klosterfrauen in aller Stille seine Rechte an den Orden zu übertragen. Diese Renuntiation des Bischofs entgegenzunehmen weigerte sich jedoch der Provinzial, P. Joseph42). Ganz erregt wandte er sich am 12. und 19. Dezember dieses Jahres 1664 aus München an die Kaiserin und schilderte ihr eindringlich, wie außerordentlich heikel und gefährlich ein voreiliges Handeln wäre. Es sei größte Vorsicht vonnöten, um nicht mit der Kurie in Konflikt zu geraten und nicht eine Exkommunikation zu riskieren, wie ihm dies schon unter Papst Urban VIII. (f 1644) gedroht habe, als er in Prag gegen den Willen des Erzbischofs mit Hilfe des Nuntius eine Gründung vornehmen wollte und auch in Regensburg, wo die geplante Übernahme des Schottenklosters durch die Karmeliten ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre. P. Joseph legt Schreiben seiner Oberen vor, die jene Befürchtungen bekräftigen sollten und auch für den Kaiser bestimmt waren43). Und nun war überdies noch der Wiener Prior, P. Franziscus Josephus a Sta. Maria, der mit der Begleitung der Klosterfauen betraut war, ge­storben. Die Kaiserin, sichtlich schon reichlich verärgert, verfaßte am 26. Dezember ein neuerliches Gesuch an den P. General, er möge die Voll­macht einem anderen Pater übertragen und diesem gleichzeitig gestatten, Beichtväter zu ernennen, falls der Provinzial in dieser Hinsicht nicht ge­sorgt habe und eine Wohnung für diese Mönche einzurichten. All dies, so bittet sie, möge dem Provinzial, P. Joseph, mitgeteilt werden und ihm gleichzeitig ausdrücklich verboten werden, eine so fromme Stiftung zu hindern 44). Als dieses sehr kategorische Schreiben nicht sogleich beantwortet wurde, riß der Kaiserin die Geduld und sie beschloß, nun alle Register ihres Ein­flusses und ihrer Machtstellung zu ziehen. Sie läßt am 12. Jänner 1665 einen zweiten Brief an den Ordensgeneral folgen, der wahrlich geharnischt ist45). In dem sie die Forderungen des ersten wiederholt, fügt sie hinzu: „Beynebens wollen wir euch doch auch nit verhalten, wie ein vberauß großes missfallen wir haben ab dißem, daß der Pater Provinciall sich dißem werkh in seinem an unß abgeschikhten schreiben also widersezet habe .. . Wir vermeinen auch kheineswegs, daß seine vorgewandte beschwer- ligkheiten so vili in denen Statuten euer Satzungen oder regei, als in seiner aigensinigen mainung vndt willen gegründt sein. Weswegen es sich nit gezimt, in dißen Sachen weiter mit ihme zu handlen und dißer vrsachen halben verlangen wir von euch daß endt dises werkhs“, welches umso leichter sei, als „der Neistetterische Herr Bischoff nit allein bewilliget sonder auch eiffrig begehrt, die beichtvätter auß eurem orden zu diensten 42) Eleonora an den Bischof von Neustadt, 14. April 1665, ebenda fol. 107 und P. Joseph an M. Teresa di Gesü, 18. Jänner 1668, ebenda fol. 22. 43) Ebenda fol. 82 und 83. 44) Ebenda fol. 94 und 111. 45) Der Text ist in lateinischer Originalfassung und in zeitgenössischer Übersetzung vorhanden. Ebenda fol. 96 und 113.

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