Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 59 der mehrgemelten Closterfrauen“ zu nehmen. Denn neben der Ehre Gottes ist der Kaiserin auch „gahr vili daran gelegen, daß die gantze Welt nit augenscheinlich erkhenne, daß wir dieses werkh vndt Vnser verlangen nit hetten zu einem glükhlichen endt bringen khönen ...“ Auf dieses Schrei­ben hin gab der Ordensgeneral nach und erteilte dem Wiener Konvent die Erlaubnis, einen, eventuell zwei Patres, von denen einer der Confessionarius wäre, und einen Laienbruder auszuwählen und nach Neustadt zu senden, — wenn tatsächlich der Bischof dies eifrig begehre. Er entschuldigte die Resi­stenz des P. Provinzials gegen die Kaiserin damit, daß es sich hier um eine neue Form der Gründung handle, die in seinem Orden nicht mehr üblich sei, so daß daraus nicht wenig Schwierigkeiten entstünden, die den Pater etwas verwirren mußten46). So sollte nun die spirituelle Leitung der Non­nen, nicht aber die gesamte Jurisdiktion auf den Orden übergehen, der Bischof sollte vielmehr der Bulle entsprechend seine übrigen Rechte, ins­besondere das der Visitation, behalten. Diesen Standpunkt erfuhr P. Joseph auch, als er persönlich nach Rom fuhr, um sich mit den Oberen über die Dinge auszusprechen* 47 48 *). Die Schwestern kamen ob dieser Vereinbarung einigermaßen in Sorge und fragten diesbezüglich noch vor der Übersiedlung bei Kaiserin Eleonora an. Diese versicherte Sr. Maria Colomba, das Kloster werde dennoch dem Orden unterstehen. Sie ersuche den Bischof, die Renuntiation direkt in die Hand des Ordensgenerals zu leisten, nachdem die Nonnen eingezogen seien 4S). So ist nun tatsächlich der große Augenblick eingetroffen und M. Teresa di Gesü und Sr. Maria Colomba mit einer Laienschwester konnten das Josefsfest, den 19. März 1665, zugleich das Titularfest von der Vermählung des Hl. Joseph, im neuen Kloster feiern. Bischof Johannes Thuanus empfing sie freudig. In seiner Ansprache nahm er auf den Segen Bezug, der beim Eintritt Marias dem Hause des Zacharias zuteil geworden war. Einen ähn­lichen Segen würden die gottgeweihten, in der Nachfolge der seligsten Jungfrau lebenden Frauen auch dieser seiner Stadt bringen46). Aus dieser Zeit — es muß um Ostern 1665 gewesen sein, gibt es einen Brief des P. Joseph an die Schwestern, in dem er eine völlig veränderte Sprache spricht, oder sich von einer gänzlich anderen Seite, von der des frommen Seelsorgers, zeigt. Rechtlich war er nun aus dem Spiel gezogen worden, im übrigen konnte er nun nicht mehr anders als staunen und sich 46) Briefe an den Prior, an P. Isidor und an die Kaiserin vom 7. Jänner 1665, an die letztere auch vom 17. Jänner, ebenda fol. 116, 117, 80, 84. „... perché trattandosi d’una nuova foggia di fundatione e non piu usata tra noi ...“ Ähn­lich entschuldigt P. Alexander di Gesü, Generaldefinitor, die Ängstlichkeit des P. Joseph. Ebenda fol. 68. 47) P. Joseph an M. Teresa di Gesü, 18. Jänner 1668, ebenda fol. 22. 48) Eleonora an M. Colomba, 13. Februar 1665, Fam.A. fol. 36, Or. 46) LA.K1A. E, fol. 60.

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