Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815
Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 29 vateurs in dem ganzen Verlauf dieses Geschäftes an den Tag gelegt haben, läßt sich nicht vermuten, daß sie ein oder anders als abgängig angegebenes Werk dem k. k. Hofe vorzuenthalten im Sinne hatten“ 40). Doch auch bezüglich der Archive gelang es den Bemühungen der Kommission, wieder einen kleinen Teilerfolg zu erzielen* 50). „Auch die Übergabe der dem k. k. Hofe zuständigen Archive schreitet vorwärts, die uns solange verweigerten Akten der geheimen Hof- und Staatskanzlei sowie die hofkriegsrätlichen Akten sind uns endlich verabfolgt worden und werden nunmehr bereits eingepackt“ 51). Weiterhin verweigerte man aber die Herausgabe der Reichsarchive, der niederländischen Akten und der Hofkanzleiakten betreffend österreichische Provinzen, die erst nach dem letzten Kriege wieder an Österreich gekommen waren. Man verschanzte sich hinter dem Vorwand, daß über das Schicksal dieser Länder erst endgültig und definitiv entschieden werden müßte52). Aus den freigegebenen Beständen wurde ein zweiter Transport zusammengestellt, der diesmal 135 Kisten Archive, 8 Kisten mit orientalischen Handschriften und 3 Kisten mit besonders ausgesuchten Staatskanzleiakten umfaßte und 17219 kg wog. Der Transport ging erst am 28. Oktober von Paris weg; die Kommission hatte noch immer gehofft, weitere Bestände die Länder Tirol, Salzburg und Westgalizien betreffend freizubekommen. Zugbegleiter war wieder Herr Champagne, der einen interessanten Bericht über die Durchführung dieses Unternehmens hinterlassen hat: „Freitag den 28. Oktober d. J. bin ich unter einem beständigen Regenwetter mit den 4 geladenen Wägen von hier abgereiset und da ich denselben immer täglich langsam nachfolgte, so konnte meiner Aufmerksamkeit nichts entgehen, was den Archiven zum Nachteil hätte gereichen können. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich, daß der Wagen des Niklas Larchet ein schmäleres Gelaise als die übrigen hatte und das hintere Rad auf der rechten Seite an zwei Kisten öfters anstreifte, wodurch selbe von Kot und der Nässe so angegriffen wurden, daß ich den größten Nachteil befürchtete, ich machte daher zu La Ferté eine Elle Wachsleinwand an diesen beiden Kisten fest und da diese alsobald zu Grunde ging, so ließ ich zu Dormand eine große Tafel Eisenblech anschlagen, welche meiner Absicht vollkommen entsprach. Die Fuhrleute sind gewohnt, immer in die wohlfeilsten Gasthöfe oder auch nur in große Bauernhäuser sich einzuquartieren, daher geschieht es, daß sie oftmals nicht beisammen bleiben und einer dort der andere da zu nachtmalen beliebt, welches mir und dem mir beigegebenen Unteroffizier der 40) Ebenda. Ottenfels berichtet am 22. 9. 14 an Bombelles über die Übernahme der orientalischen Handschriften. ■— St.K. Frankreich-Varia, K. 67, Bericht Ottenfels an Hudelist vom 10. 10. 14. — Varia, K. 65, Bericht Altieris vom 9. 10. 14. 50) St.K. Frankreich-Berichte 1814, K. 222. — Bericht Bombelles vom 26. 9. 14, nr. 15. „Mr. de Blacas nous a fait rendre la majeure partié des archives qu’on m’avoit d’abord refusées ... Nous sommes encore la seule nation qui ait obtenu quelque chose ici.“ Vgl. auch Bericht vom 8. 10., nr. 1. 51) St.K. Vorträge — 1814, Fasz. 288. — Bericht Ottenfels an Hudelist von Ende September 1814. 52) St.K. Frankreich-Berichte 1814, K. 222. — Bericht Bombelles vom 2. 10. 14. Er bittet Metternich um seine Intervention bei Talleyrand.