Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815

Richard Blaas 28 port wurde der Registratursadjunkt Champagne nachgeschickt, um in Straßburg Fuhrlöhne und Transportspesen zu regeln und um eventuell ein- greifen zu können, falls man, was nach den Erfahrungen mit dem Parma- Archiv in Lyon nicht von der Hand zu weisen war, auf der Rheinbrücke Schwierigkeiten machen würde44 *). Am 1. Oktober meldete Champagne, daß er dem Transport ,,in einem Fiaker in der Ferne nachfolgte in Erwar­tung, was an der Rheinbrücke geschehen wird, wo man aber zu meiner Freude gar keinen Anstand nahm und die Fuhrleute ungehindert passieren ließ. Die Archive waren also in Sicherheit“ 4ä). Da die österreichischen diplomatischen Vertretungen in Baden und Württemberg bereits für freie Durchfahrt gesorgt hatten, langte der Aktentransport am 7. Okober wohl­behalten in Ulm an, wo er von einer österreichischen Transportkommission übernommen und dem Handelshaus Kindervater zur Verschiffung nach Wien übergeben wurde46). Am 13. Oktober hatte Schiffmeister Schultes den Transport verladen, der unter dem Begleitschutz eines Oberleutnants und zweier Gemeiner nach Wien abging 47). In Ulm drängte man auf rasche weitere Transporte, weil man vor dem jahreszeitlich bedingten Stillstand der Donauschiffahrt noch weitere Lieferungen durchführen wollte. In Paris hatte sich die Kommission unterdessen bemüht, weitere Akten­bestände frei zu bekommen. Ein reger Notenwechsel setzte nun ein zwi­schen der österreichischen Kommission und der französischen Regierung48). Ein erster Erfolg war die Freigabe der orientalischen Handschriften und Bücher. Ottenfels konnte diesen Teil seiner Aufgabe dank der vorbild­lichen Mitarbeit der französischen Bibliothekare in kürzester Frist er­ledigen. Da die Verzeichnisse, die er zur Verfügung hatte, nicht sehr genau waren, — einige der reklamierten Werke waren bereits 1810 von Hammer- Purgstall nach Wien zurückgebracht worden, — fehlten wohl einige der als vermißt gemeldeten Handschriften, dafür wurden ihm aber wieder mehrere andere, auf der Liste nicht verzeichnete Codices und Bücher übergeben, so daß er letzten Endes 13 Codices und 3 Druckwerke mehr einsenden konnte, als reklamiert wurden, und dies vor allem deshalb, weil die Bibliothekare in loyaler Weise alles herausgesucht hatten, was Signaturen der Hof- bibilothek trug. „Bei der Gewissenhaftigkeit, welche die Herren Conser­44) St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. -— Bericht Bombelles vom 15. 9., nr. 14, P.S. I. — St.K. Frankreich-Varia, K. 74, Wien D. — Instruktion für Champagne vom 20. 9. 14. 46) Ebenda. Bericht Champagnes über den 1. Aktentransport vom 19. 12. und Schreiben aus Straßburg vom 29. 9. und 1. 10. 14. 46) Ebenda. Barbier an Bombelles ddo. Ulm, 5. 10. und von Champagne vom 6. 10. 14. *') St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. — Korrespondenz mit dem Handelshaus Kindervater in Ulm. 48) Ebenda. Bericht Bombelles vom 16. 9., nr. 14, P.S. II. — Bericht Bom­belles vom 2. 10., nr. 16, „Monsieur de Blacas a été accusé ä la chambre des deputés pour la remise des manuscrits; monsieur de Montesquiou ä la chambre des Pairs pour cette des archives“.

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