Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815
25 Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris Gemälde während der ersten Tätigkeitsperiode der k. k. Kommission nicht realisiert werden konnte, so lag die Schuld nicht bei Altieri. Nicht minder eifrig und mit besserem Erfolg unterstützte er die Aktenkommission29). Allein schon seine genauen Verzeichnisse und Standortangaben waren für sie sehr wertvoll30). Der Beginn der Rückführungsaktion ließ sich recht hoffnungsvoll an. Die Kommission fand im Palais Marescalchi bereits das später sogenannte „Napoleonische Archiv“, die Akten des italienischen Ministeriums des Äußeren (Akten Marescalchi) und jene des Ministeriums des Inneren (Akten Aldini) vor, die Graf Bombelles bereits übergeben worden waren, allerdings nicht von französischer Seite, sondern von Marescalchi und Aldini selbst31). Ebenso war aber auch schon ein Teil des Archivs von Parma-Piacenza übergeben und versandfertig gemacht worden32). Für die Herausgabe der österreichischen Akten sollten die entsprechenden Befehle in Kürze erteilt werden33). Als die Kommission Anfang August daraufhin beim französischen Archivdirektor Daunou vorsprach, erklärte sich dieser ohne weiteres bereit, den von der Kommission aufgestellten Grundsatz — alles, was 1809 aus Wien weggeführt wurde, muß wieder dorthin zurückgestellt werden — anzuerkennen und seine Durchführung zu fördern, sobald er dazu von seiner Regierung die Ermächtigung habe34). Es zeigte sich, und die österreichischen Vertreter erkannten es auch immer wieder an, daß die französischen Archivare durchaus willens waren, mit ihnen loyal zusammen zu arbeiten. Baron Ottenfels hatte sich jedenfalls, eingedenk des ihm erteilten Auftrages, auf eine freundschaftliche und einvernehmliche Zusammenarbeit mit den französischen Archivaren bedacht zu sein, ausgezeichnet mit ihnen verstanden. Er beantragte deshalb schon sehr bald, den einzelnen Beamten Gratifikationen bis zu einem Betrag von 200 Napoleon d’or auszahlen zu dürfen35). Die 29) St.K. Frankreich-Berichte 1814, K. 222. — Bericht nr. 11 vom 13. 8. 14.— St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288, Bericht Altieris vom 13. 8. 14. 30) Ebenda. Bericht Ottenfels vom 15. 7. 14: „Herr Abbate Altieri geht mir in Allem, was die Übernahme der Archive betrifft, mit dem willfährigsten Eifer an die Hand und ich rechne es mir zu meinem großen Glück an, auf die tätigste Unterstützung von Seiten dieses wahrhaft schätzbaren Mannes bauen zu können.“ 31) St.K. Frankreich-Varia, K.73. — Napoleonisches Archiv und ad Napoleon Archiv. — St.K. Frankreich-Berichte 1814, K. 222. — Bericht Bombelles an Hudelist vom 16. 6. 14 und St.K. Vorträge, Fasz. 288, Barbier an Bombelles vom 7. 7. 14. 32) St.K. Frankreich-Berichte 1814, K. 222. — Bericht Bombelles vom 16. 6. und 23. 7., nr. 8, P.S. II. 38) Ebenda. Bericht nr. 8, P.S. III. und Bericht nr. 9 vom 28. 7. 14. 34) St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. — Note des Grafen Bombelles an den Grafen Blacas (Minister des königl. Hauses) vom 5. 8. 14. 35) St.K. Frankreich-Varia 75. — Nachträge zur Unterabteilung 40 (Zurückstellung der geraubten Archive, Karten und Kunstschätze) 8, Berichte des Frh. v. Ottenfels. Bericht vom 6. 9. 15: „Die von S. E. dem Grafen von Stadion schon voriges Jahr den bei diesem Geschäfte unausgesetzt verwendeten Beamten