Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815
24 Richard Blaas Fuhrwerksunternehmer Fortin bezüglich der Aktentransporte von Paris nach Ulm und mit dem Tischler Viellard über die Anfertigung der benötigten Kisten abgeschlossen25), so daß die Kommission bei ihrer Ankunft in Paris alle Voraussetzungen geschaffen fand für eine rasche und reibungslose Abwicklung der Aktenrückführung. Ottenfels erster Bericht an die Staatskanzlei ist auch dementsprechend optimistisch. Er rechnet mit einem raschen Abschluß seiner Arbeit, da die Auslieferung der Archive als eine „durch den Friedensvertrag bereits ausbedungene Sache keiner Schwierigkeit unterliegen dürfte“. Nach einer ersten Besichtigung der Archivdepots konstatierte er eine „musterhafte Ordnung“ bei den österreichischen Akten, so daß er sie gerade so, wie sie aufgestellt sind, übernehmen und einpacken und ihre Aufteilung auf die einzelnen Archive und Dienststellen erst in Wien vornehmen lassen möchte26). Sehr zu statten kommt der österreichischen Kommission die Mithilfe eines Mannes, der alsbald bei dem ganzen Rückführungsgeschäft eine wichtige Rolle spielte, des Abbate Carlo Altieri -7). Dieser am vatikanischen Archiv angestellt gewesene Benediktiner aus vornehmer römischer Familie war mit Papst Pius VII. nach Frankreich gekommen und in Paris schließlich mit der Betreuung der aus allen Teilen Europas herangeführten Beutearchive betraut worden. Beim Einzug der verbündeten Mächte in Paris hatte er sich sogleich auf die Seite Österreichs geschlagen und sich als Experte für die Rückführungen angeboten. Er war durch seine Kenntnisse der lokalen Verhältnisse und infolge seiner Vertrautheit mit der Aufstellung der Archivkörper für die k. k. Kommission von großem Werte und spielte sehr bald die Rolle eines Kommissionsmitgliedes. Die verschiedenen Verzeichnisse, die in den Berichten, als von vertrauter Seite angefertigt, angeführt werden, stammen ohne Zweifel von ihm. In den Verhandlungen der ersten Phase spielte er eine bedeutende Rolle als Mittelsmann zwischen den österreichischen und französischen Behörden. Von ihm ging der vom Kaiser gutgeheißene Plan aus, an Stelle der einfachen Rückführung der weggeschleppten Gemälde ein Tauschgeschäft mit der französischen Museumsverwaltung zu entrieren und für von Frankreich nicht mehr gern herausgegebene Gemälde andere gleichwertige aus französischem Sammlungsbesitz zu nehmen28). Altieri betrieb in der Folge dieses Tauschgeschäft mit viel Eifer, aber leider ohne sehr großen Erfolg. Wenn die Rückführung der 25) St.K. Frankreich-Varia, K. 74. — Wien D. Archive — Allgemeines. — Verträge Barbiers mit den genannten Unternehmern ddo. 12. 7. 14. 2f>) St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. — Bericht des Frh. v. Ottenfels an Staatsrat Hudelist vom 15. 7. 14. 27) Vgl. R. Blaas, Carlo Altieri, un confidente di Metternich in: Rassegna Storica del Risorgimento, Anno XLIV (1957), fase. IV. S. 611—635. 28) St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. — Bericht Bombelles vom 3. 8. 14, nr. 10, P.S. III. — Vortrag Metternichs vom 19. 8.- 14. ■—■ St.K. Frankreich-Varia, K. 74. —• Ad Wien C, Bildergalerie: Weisung Metternichs an Bombelles vom 1. 9. 14. Vgl. A. Lhotsky, a. a. 0., S. 517.