Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815

20 Richard Blaas dieser Arbeit fällt die Schilderung der komplizierten und schleppenden Verhandlungen hinsichtlich der Rückgewinnung der aus der Gemäldegalerie weggeführten Bilder. Am Rande, und weil mit der Tätigkeit der Akten­rückführungskommission in unmittelbarem Zusammenhang stehend, muß jedoch die Restitution einiger aus der k. k. Hofbibliothek stammender Handschriften und Werke angeführt werden. Eine detaillierte Aufzählung und umfangmäßige Bestimmung der einzelnen aus den Archiven weg­geführten und dann 1815 wieder zurückgeholten und neu aufgestellten Archivkörper erübrigt sich, weil das Gesamtinventar des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in den einleitenden geschichtlichen Übersichten zur Ent­stehung der einzelnen Archivkörper jeweils über die Flüchtung respektive Verschleppung, Rückführung und Wiederaufstellung Auskunft gibt7). Das Aktenmaterial zur Rückstellungsfrage von 1814/15 ist auch trotz dieser Ausklammerungen so umfangreich, weit zerstreut und verwirrend ge­gliedert8), daß es nicht leicht ist, im Rahmen eines kleinen Beitrages den Faden der Verhandlungen in der Hand zu behalten. Die Tätigkeit der österreichischerseits eingesetzten Kommission für die Rückführung alles dessen, was 1809 aus Wien und der Monarchie weggeschleppt worden ist, wickelt sich in zwei voneinander klar getrennten Zeitspannen ab. Die erste Periode reicht vom Einzug der alliierten Heere und Monarchen in Paris und dem am 30. Mai 1814 Unterzeichneten ersten Pariser Frieden bis zur Rückkehr Napoleons aus Elba und seinem Einzug in Paris am 20. März 1815. Nach der Unterbrechung durch die sogenannte Herrschaft der hundert Tage nimmt die Kommission nach der neuerlichen Besetzung von Paris und dem dortigen Treffen der Herrscher von Rußland, Preußen und Österreich Anfang August 1815 ihre Tätigkeit wieder auf und vermag sie bereits im November des gleichen Jahres zu beenden. Trotz der engen verwandtschaftlichen Beziehungen, die durch die Heirat der Kaisertochter Maria Louise mit Napoleon Österreich und Frank­reich verbanden, war in den Jahren 1810 bis 1814 nie ernstlich der Ver­✓ such zur Rückgewinnung der geraubten Kunst- und Archivschätze unter­nommen worden. Erst als sich nach der Schlacht bei Leipzig die ent­scheidende Wende ankündigte, begann man auf diesem Sektor mit den ent­sprechenden Vorbereitungen. Der Kaiser selbst ergriff die Initiative, als er zu Beginn des Jahres 1814 von Freiburg aus an den Staats- und Kon­Zweite Hälfte, Die Geschichte der Sammlungen von Maria Theresia bis zum Ende der Monarchie, Wien 1941—1945, S. 512—523. — Über die Vorgänge im Archiv vgl. die Berichte Emmerts, Pufendorfs und Gasslers in Archiv-Registr. Akt 12/1809 und in St.K. Archiv, Fasz. 1, Konv. 1. V. 1809—7. I. 1810. 7) Vgl. Gesamtinventar, a. a. O., Bd. V, Sach- und Namensweiser, Schlag­wort: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Verluste, Beraubung durch Frankreich. 8) Die Akten verteilen sich im wesentlichen auf die Bestände: Staatskanzlei, Frankreich-Varia, Berichte, Weisungen 1814/15; St.K. Vorträge 1814/15; Obersthofmeister- und Oberstkämmereramt; Reichshofrätliche Hofkommission zur Verwaltung der Reichshofratsakten; Archiv-Registratur, St.K. Interiora, Archiv u. a.

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