Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan

Holies und Sassin, die beiden Mustergüter 193 Als „Kaufschilling findet sich in einem später entstandenen „Ausweis des jährlichen Ertrages“ von Ende Dezember 1800 für Holics der Betrag von 1,192.979 fl. 40 kr. und für Sassin, Bur und Kuklow die Summe von 844.802 fl. 10 kr. verzeichnet16). Noch ehe Holics und Sassin aber in das Eigentum Franz Stephans über­gingen, hatte er sie schon von den Gläubigern abgelöst und de facto be­sessen. Denn bereits am 17. Oktober 1736 erhält der Vertrauensmann des Herzogs, Franz Joseph von Toussaint, eine „Specificatio Frumenti et praetii“ von Holics. Dazu gehören Zugvieh, Ackergerätschaften, Stroh etc. und Toussaint hat summa summarum 4.924 fl. 80 kr. dafür zu bezahlen 17 *). Ebenso findet sich ein „Entwurff“ vom 4. Juni 1737, „was nach Abtrettung des Gräflich Czoborischen Markt Fleckh Holitsch und Dorff Katow an Ihro Königl. Hochheit P. T. Herzogen von Lotharingen der Löbl. Freyherrl. Gudenischen Vormundschaft vor nachstehende Effecten zu bonificiren ... Summa 7. 097 fl. 98‘/4 kr.“ 1S). Da Franz Stephan hier Herzog von Lothrin­gen genannt wird, dürfte die Übertragung in die Zeit bis zum 7. Februar 1737 gefallen sein, als er sein Stammland noch nicht verloren hatte, be­ziehungsweise bis zum 12. Juli 1737, als der letzte Regent des großherzog­lichen Hauses der Medici gestorben war und er dessen Erbe antrat19). Die Schwierigkeiten Czobors nach dem Ableben des Kaisers standen in gewisser Beziehung zu Holics und Sassin, denn sie betreffen die Erwer­bung seines Familienarchivs durch die ungarische Kammer20). Der Cau­sarum Regalium Director, Paul Szlávy, verständigte im Herbst 1769 den Hofkammerpräsidenten, Grafen Karl Friedrich von Hatzfeld, davon, daß der verschuldete Czobor einige Teile seines Familienarchivs veräußert hatte und durch die Komitate die Namen jener verwandten Familien publi­zieren wollte, die an manchen Dokumenten dieses Archivs interessiert sein könnten. Hatzfeld befragte die Kaiserin, die in die Erwerbung des Archivs einwilligte, und forderte sodann den ungarischen Kammerpräsidenten, Grafen Anton Grassalkovics21), auf, er möge die Elenche des Archivs beschaffen und seinerseits zur Frage des Ankaufs Stellung nehmen. Czobor, der Grassalkovics volles Vertrauen schenkte, ließ daraufhin von seinem Vorhaben ab und versprach, sobald die Elenche fertig gestellt wären, sie i«) HHStA K. u. k. Privat- und Familienfondsgüterdirektion Wien. B. Fasz. 17. 17) Poschakten 14. !8) Philipp Ferdinand Reichsfreiherr von Gudenus, der sichtlich auch zu den Gläubigern Czobors zählte, war 1731 gestorben und hatte vier Kinder hinter­lassen. 19) Vgl. Gustav Turha, Neues über Lothringisches und Habsburgisches Privateigentum. 1925, S. 31 f. 20) József Herzog, A magyar kamarai levéltár története, in: Levéltári Közle­mények. 9. 1931, S. 262—265. 21) Vgl. Franz Karl Wißgrill, Schauplatz des landsässigen Nieder-Oester- reichischen Adels vom Herren- und Ritterstande ... 3. 1797, S. 378. Mitteilungen, Band 14 13

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