Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 63 krankung vorschützte57) —, exponierte, bleibt dahingestellt; es ist wohl möglich, daß der Gesandte in Wien einiges über die Intrigen des Kardinals und über die Rolle, die er darin gespielt hatte und noch spielen sollte, erfahren hatte und jetzt die ersten Konsequenzen daraus zog. Immerhin wurde erreicht, daß der Papst Delfino noch einmal in Gnaden aufnahm, und der Rehabilitierte bezeichnete Arco ungefragt als homo savio et molto fidele a VMtA, nicht ohne eine Gehässigkeit hinzuzufügen58 59). Wenn Arco dem Kardinal zunächst vielleicht noch mißtraute, so gelang es diesem doch bald, das alte Verhältnis wiederherzustellen; dazu hatte er guten Grund, denn er brauchte die Hilfe des Gesandten, als im Jänner 1568 der Kardinal Araceli, Clemente Dolera, in den letzten Zügen lag und eine Neubesetzung des Vizeprotektorates bevorstand 59). Da Morone zu alt war, sprach sich Arco tatsächlich eitrigst für Delfino aus. Bei der Abneigung und Verach­tung, die Pius V. gegenüber dem Intriganten empfand, war jedoch jede Intervention von vorneherein völlig aussichtslos. Und Arco näherte sich in seiner Einstellung gegenüber dem einstigen Nuntius am Kaiserhof allmäh­lich dem päpstlichen Standpunkt. Die diversitä di nature e costumi bewirke ein so weitgehendes Auseinandergehen der Ansichten (Arcos und Delfinos), berichtete der Gesandte im März, daß er inständig darum bitte, die Ange­legenheiten des Kardinals nicht mehr vertreten zu müssen; den Anlaß für diese seine Erkenntnis werde der Kaiser eines Tages erfahren. Delfino, über dessen Agitationen sich indessen auch Commendone zu beklagen hatte, äußerte sich dazu weniger diskret. An der Kurie sei anläßlich der Vize­protektoratsfrage eine regelrechte Verschwörung gegen ihn im Gange, — so berichtete er Anfang April dem Kaiser —, in dessen Zentrum Commen­done, Truchseß und der Rotaauditor Caspar Gropper60) stünden. Den ärg­sten Schaden aber habe ihm Arco zugefügt: dieser habe alle betreffenden Weisungen verschleppt oder nach Belieben interpretiert und das Recht des Kaisers durch eine ragion frivole gefährdet; Delfino habe ihn stets liebens­würdig behandelt, obwohl er keinen untauglicheren Diplomaten als Arco 5?) Der Bericht vom 12. April (Rom Korr. 28) ist von Arco eigenhändig, jedoch in stark veränderter Schrift geschrieben. 58) ... U quale (ambasciatore), sit dictum citra iactantiam, quelle volte che vuole conferir meco qualche cosa, intende sempre piii che non sappea prima ... Delfino an Maximilian II. am 22. November 1567: Rom Hofkorr. 6. — Über die Aufnahme Delfinos in Rom: Nuntiaturberichte II 6, 402 ff. 59) Josef Wodka, Zur Geschichte der nationalen Protektorate der Kardi­nale an der römischen Kurie (Publikationen des ehern. Österreichischen Histori­schen Instituts in Rom 4, 1938) 70 f. und Exkurs von I. Ph. Dengel in den Nuntiaturberichten II 6, 405 ff. auch für das Folgende. «») Über Gropper vgl. Richard B 1 a a s, Das kaiserliche Auditoriat bei der Sacra Rota Romana (Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 11, 1958) 53—57. — Johann Gropper, sein Bruder, war 1558 im Zuge einer großen politi­schen Intrige des Kardinalnepoten Carlo Caraffa von Delfino als Häretiker denunziert worden: H. Lutz in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 37 (1957), 236 f.

Next

/
Oldalképek
Tartalom