Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

62 Gerhard Rill ristori nach Florenz berichtete, ersehen wir, daß Arco keineswegs leicht abzuschütteln war50). Es war gewiß nicht seine Schuld, daß die Debatte um die zu dieser Zeit zuerst genannte Summe von 30.000 Skudi — in der der Gesandte seinen Aufträgen entsprechend einen bescheidenen Anfang, der Papst hingegen das Maximum erblickte — zu keinem Ende gelangte 51); die Türkenabwehr war auch für Pius V. in erster Linie ein Problem des Mittelmeerraumes, das er gerade, im Frühjahr 1570, erneut angeschnitten hatte, und auch die geschickteste Beweisführung konnte ihn verständlicher­weise nicht von einer besonderen Bedeutung der ungarischen Fortifikationen für seine Pläne überzeugen. Wie schon angedeutet, gab es um diese Zeit eine wirksame Zusammen­arbeit zwischen Arco und Delfino, der puncto Türkenhilfe vor Maximi­lian II. gerne als treibende Kraft erscheinen wollte, nicht mehr; das Ver­hältnis zwischen dem Kardinal und dem Gesandten hatte sich seit dem Konklave grundlegend gewandelt. Anfangs hatte Arco wohl noch an der Indiskretion Delfinos profitiert 52), gerade in der von ihm so eifrig betrie­benen Frage der Priesterehe fand er den Kardinal jedoch sehr zurück­haltend53). Khevenhüller, der doch nur kurz in Rom weilte, sprach offen aus, was Arco längst erkannt haben mußte: Delfino sei ein man nullius conscientiae 54). Als der Kardinal, dem es im Herbst 1566 gelungen war, unter einem Vorwand von der Kurie nach Wien zu entwischen, trotz wieder­holten Aufforderungen nicht nach Rom zurückkehren wollte, steigerte sich noch der Zorn Pius’ V. gegen den ihm ohnedies Verhaßten55). Da Arco um diese Zeit gleichfalls in Wien war, hatte Requesens die undankbare Aufgabe, ganz gegen seine Überzeugung für Delfino beim Papst zu inter­venieren56). Der kaiserliche Gesandte knüpfte nach seiner Rückkehr nach Rom im Februar 1567 an die bisher allerdings ganz ergebnislos gebliebenen Versöhnungsversuche seines spanischen Kollegen an. Wie weit sich Arco, der im entscheidenden Augenblick erkrankte — oder auch nur eine Er­50) Canestrini-Serristori, Legazioni 449. si) Bericht vom 12. Juni (s. oben), Nuntiaturberichte II 7, 7. 52) Nuntiaturberichte II 5, 108. 53) Ibid. 69—71. 54) Ibid. 149 f. 55) Exkurs in Nuntiaturberichten II 6, 390 ff. 56) Schreiben des Kaisers an Requesens am 27. November 1566 und 17. Jän­ner 1567 im Briefregister Maximilians II. (Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Fa­milienkorrespondenz Sammelbände 2, fol. 54—56, 61''—65). — Bericht Reque­sens’ an Philipp II. vom 27. Dezember bei Serrano, Correspondencia 1, 434. — Während sich einem Bericht Strozzis vom 11. Jänner (Rom Korr. 28) zufolge der spanische Gesandte sehr willfährig zeigte, berichtete Delfino dem Kaiser am 16. März in größter Bestürzung, Requesens wolle seine Angelegenheit wie die des Erzbischofs von Toledo als causa iurisdictionis behandelt wissen (■— was ein Auslieferungsbegehren zur Folge haben konnte!). Nuntiaturberichte II 6, 398. Tatsächlich schickte Requesens am gleichen Tag eine schonungslose Kritik des Kardinals an Philipp II. Serrano, Correspondencia 2, 70 f.

Next

/
Oldalképek
Tartalom