Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

GOLDINGER, Walter: Das ehemalige Adelsarchiv

Österreich 499 Albert Heilmann42). Seit 1882 stand Carl Schornböck im Adels­archiv in Verwendung43 44). Obwohl er über ein abgeschlossenes juridisches Studium, allerdings ohne Staatsprüfungen, verfügte und auch zwei Jahre im Stift Admont Theologie betrieben hatte, gehörte auch er bloß dem Kanzleistatus an. Erst die 1893 einsetzende Neuorganisation des österrei­chischen Archivwesens brachte ihm eine Verbesserung seiner Stellung. Er wurde 1896 Archivar und 1901 Archivdirektor 2. Klasse. Ursprünglich sollte das Adelsarchiv in die Neuordnung nicht einbezogen werden, Graf Pettenegg, der dem Archivrat angehörte, beantragte jedoch dort, daß die für die dem Ministerium des Innern unterstehenden Archive erlassene Archivordnung auch auf das Adelsarchiv ausgedehnt werde, was auch in der Sitzung vom 13. Februar nach einem Referat des Grafen be­schlossen wurde. Der Archivrat sprach aber gleichzeitig den Wunsch aus, daß auch die Benützungsbestimmungen an jene der anderen dem Ministe­rium unterstehenden Archive angeglichen werden sollten41). Bis dahin war es damit im Adelsarchiv nicht sehr gut bestellt gewesen. Man stützte sich dort auf eine kaiserliche Entschließung vom 19. September 1844, durch die die Einsicht- oder Abschriftnahme der Adelsakten nur jenen Personen erlaubt war, die einen rechtlichen, in ihren Familienverhältnissen begrün­deten Anspruch dartun konnten. Diese kaiserliche Resolution war notwen­dig geworden, weil in dieser Frage ein Gegensatz zwischen der Hofkanzlei und der Staatskanzlei bestand. Diese wollte einen weniger engherzigen Weg beschreiten, meinte, daß ja nur historische Fakten erhoben würden, über deren rechtliche Bedeutung sowieso erst im Einzelfall die Behörden zu entscheiden hätten. Auch unterließ die Staatskanzlei nicht den Hinweis, es könne nicht zu den Zielen einer konservativen Regierung gehören, dem Adel die Behauptung seiner Stellung zu erschweren, welche die Revolutionen ohnehin erschüttert hätten. Die Auffassung der Hofkanzlei obsiegte jedoch. Diese vertrat den ganz verkehrten Gesichtspunkt, daß es sich beim Adels­archiv um ein Depositorium der Urkunden einzelner Familien handle, über die im Grunde nur diese zu verfügen hätten. Immerhin ergab sich im Laufe der Jahre dann eine mildere Praxis bei Anfragen aus dem Ausland, bei denen man sich hinter der Verantwortung der betreffenden diplomatischen Vertretungen zu decken suchte45 46). Erst seit 1902 traten auf Antrag des 42 Geboren Ried, OÖ., 9. IX. 1832, seit 1855 im Staatsdienst, seit 1872 im Adelsarchiv, erhielt 1882 den Titel und Charakter eines Hilfsämterdirektions­adjunkten und 1888 das Goldene Verdienstkreuz. AVA: Präs. d. Min. d. Innern, 1925/1882, 812/1888. Heilmann, seit 1892 im Ruhestand, ist am 29. VII. 1917 in Wien gestorben. 43) Geb. Iglau 21. IX. 1853, f Wien 15. IX. 1928. Curriculum vitae AVA: Präs. d. Min. d. Innern 837/1896. 44) Ebd. Protokoll d. 6. u. 7. Sitzung d. k. k. Archivrates. Auszugsweise gedruckt Mitt. d, dritten (Archiv-)Section d. k. k. Centralkomm. z. Erforschung und Erhaltung d. Kunst- u. historischen Denkmale 4, 1899, 344 f. 46) AVA: Adelsgeneralia 29, 31040/1844, 39304/1846; HHStA: Staatsrat 2606/1844. 32*

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