Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

34 Gerhard Rill sonst alles nach den Wünschen des Papstes gesagt und getan hätte, ungün­stig beeinflußt zu haben85). Erst nach der Erklärung Maximilians vom 26. April, beide Gesandte hätten ganz in seinem Sinne gehandelt, ließ auch der Papst die Sache ruhen 86). Die Akribie, mit der die Approbationsangelegenheit seit der Legation Morones von beiden Seiten betrieben wurde, darf nicht übersehen lassen, daß die fast gleichzeitige Diskussion um Laienkelch und Priesterehe zwar nicht intensiver, durch die Anteilnahme fremder Mächte, Spaniens, Frank­reichs und Bayerns, jedoch in einem viel größeren diplomatischen Rahmen geführt wurde. Und der Zusammenhang mit dem Konzil mußte hier nicht erst konstruiert werden, er lag in der Natur des Gegenstandes. Die Ver­handlungen des Papstes mit dem Kaiser und dem Herzog von Bayern über diese Frage hat G. Constant bereits ausführlichst beschrieben 87) ; es ist jedoch hier von Interesse, die Schritte des kaiserlichen Gesandten bei der Vertretung einer ihm doch völlig fremden Materie zu verfolgen. Daß es überhaupt zu so weitschweifigen und zum Teil erbitterten Verhandlungen kam, war eigentlich die Folge des intriganten Doppelspieles Delfinos: wie die Approbation so bot er dem Kaiser auch Laienkelch und Priesterehe als Kompensationsgegenstände für die Beendigung des Konzils an, ohne instruktionsgemäß dazu ermächtigt zu sein. Um die Fiktion des päpst­lichen Einverständnisses aufrechterhalten und seine Methode gegenüber Pius IV. bzw. Borromeo verschleiern zu können, übte er so weitgehenden Einfluß auf die kaiserliche Kanzlei aus, daß Arco in diesem Gegenstand von nun an weniger den Willen seiner Regierung als den Delfinos auszu­führen hatte. Am deutlichsten zeigt sich dies bei der grundlegenden Wei­sung vom 14. Februar 1564: die seit langem vorbereitete Sondergesandt­schaft des Kaisers und des Herzogs von Bayern88), die nun die Früchte 85) Im Verlauf des Zeremoniellstreites (siehe unten S. 41 ff.) erhob Pius IV. gegen Arco die heftigsten Vorwürfe: Alhora il papa alzö la voce et diese che non poteva piu negotiar meco et che trovavo pontigli et mettevo difficultd in ogni caso . .., so auch bei der Mission Helfensteins, der sich — ohne Beratung durch Arco — ganz nach den Wünschen des Papstes verhalten hätte. Arco ent­gegnet« darauf, daß er es sei, der sich beklagen müsse, da die Minister des Papstes versuchten, con diversi arti ungebräuchliche Forderungen zu stellen; daß er (Arco) nella cosa dei conte d’Elfestain unrecht gehandelt habe, gehe auf eine Verleumdung durch den Sekretär Tolomeo (Galli) zurück; dieser nämlich habe versucht, Helfenstein zur Überschreitung seiner Instruktion zu bringen, doch hätte er — auch ohne Einwirken Arcos — kein Glück damit gehabt. Bericht Arcos vom 1. April 1564: Rom Korr. 22. 88) Maximilian an Pius IV. am 26. April 1564: Rom Korr. 6; vgl. Nun­tiaturberichte II 4, 116 (Kopie im Arco-Archiv Adldorf nicht mehr erhalten). <“) Constant, Concession passim. — Für die früheren Verhandlungen mit Bayern vgl. Heinrich Lutz, Bayern und der Laienkelch 1548—1556 (Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 34, 1954) 203—235. 88) Instruktionen Herzog Albrechts für Arco vom 5. und 9. Februar bei Karl S a f t i e n, Die Verhandlungen Kaiser Ferdinands I. mit Papst Pius IV.

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