Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 35 der Konzilspolitik ernten sollte, wurde unterlassen und statt dessen von Delfino selbst konzipierte Schreiben an den Papst, Morone und Arco ge­schickt; ja selbst vom vertraulichen, Delfino nicht bekannten Teil der Weisung an Arco wurden auf Anraten Maximilians, der noch am ehesten über die wahren Absichten des Nuntius informiert war, die aufklärenden Stellen weggelassen. Alle diese Winkelzüge hat bereits S. Steinherz restlos aufgedeckt69). Als der Gesandte die Instruktion erhielt, konnte er nicht ahnen, daß er damit — mit Wissen des Kaisers und Maximilians also — Handlanger des Wiener Nuntius werden sollte. Arco nahm sich der Sache sofort mit größtem Eifer an. In der Frage des Laienkelches war nach der Stellungnahme des Papstes nur noch der Modus zu klären, einer Zusage puncto Priesterehe war sich Pius IV. jedoch mit Recht nicht bewußt und wurde in seiner ablehnenden Haltung von der spanischen Partei bestärkt; denn hier handelte es sich doch um cose troppo scandalose 7“). Als im April die Gewährung des Laienkelches bereits ge­sichert war'1), mußte die heikle Frage jedoch neuerdings in Angriff genommen werden. Schon im März hatte es Arco mit historischen Vor­bildern versucht, als er auf die Verhandlungen Karls V. mit Paul III. und etwas später auf Ótranto in Kalabrien hinwies, wo seit über hundert Jah­ren verheiratete Priester die Kommunion unter beiden Gestalten spen­deten72). Dann hatte der Gesandte wieder gegen die Pläne des Papstes, einen Sondergesandten (Morone) zum Kaiser zu schicken, anzukämpfen73). Seine fast leidenschaftliche Anteilnahme an der Frage der Priesterehe führte zu immer heftigeren Kontroversen. Noch unter dem Eindruck einer solchen Diskussion teilte er am 30. Dezember Maximilian II. seine Absicht mit, den Papst durch Vorlage einer noch von dem am 25. Juli verstorbenen Kaiser Ferdinand I. stammenden Weisung, aus der das päpstliche Ver­sprechen hervorgehe, unter Druck zu setzen. Aber dieses Beweisstück war wiederum nichts anderes als das verhängnisvolle Produkt Delfinos vom 24. Februar, und wenn Arco sich jetzt zu erinnern glaubte, daß der Papst ähnliche Zusagen auch ihm gegenüber noch während des Konzils — se non explicite saltern implicite — geäußert habe, so bedeutete das nur eine nach­über den Laienkelch und die Einführung desselben in Ostreich (Göttingen 1890), 47—50, 79. «8) Nuntiaturberichte II 4, 41—50; Weisung vom 14. Februar ibid. 36 n» 9. -— Constant, Concession 939—942 n9 78—80. 7») Bericht Arcos vom 26. Februar 1564: Nuntiaturberichte II 4, 58 f.; Constant, Concession 548 n*> 3. — Über die Einmischung des spanischen Ge­sandten vgl. Bericht Arcos vom 12. März: Nuntiaturberichte II 4, 59, und den Bericht Requesens’ vom 2. Februar: Dőli inger, Beiträge 1, 553. — Schrei­ben Serristoris an Cosimo vom 3. März: Constant, Concession 549 n“ 3. 71) Constant, Concession 522—525. — Bericht Arcos vom 20. April bei S a f t i e n 81 n» 7. 72) Berichte vom 12. und 18. März: Rom Korr. 22. 73) Diesbezügliche Weisungen: Nuntiaturberichte II 4, 83 f. — Bericht vom 7. Oktober ibid. 210. 3*

Next

/
Oldalképek
Tartalom