Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung
Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen 211 650 Soldaten) und sich den Türken nicht ergaben. Jedenfalls glaubt er hiebei nicht an völlige politische Unabhängigkeit von den Türken, da er sie als rebellische Gebirgler anführt (ribelli, li ribelli al Turco) 43). Mar- sigli beschreibt in seinem Memorial über Albanien (Memoria su 1’Albania) die „Albanier“ schism,atischen Ritus sowie die römisch-katholischen Klimenten aus den Bergen (Malessia) als „stolze Männer empfindlichen Gemütes, zur Plünderung geneigt, in den furchtbaren, unzugänglichen Bergen hausend, die den Türken noch immer ihre Tyrannei verwehrten (che hanno ancora impedito li Turchi a potterli dominare dispoti- camente) 44). Glauben wir aber, dies widerspreche dem weiteren Text dieses Memorials über Albanien (Memoria su 1’Albania), der besagt, daß die Türken dieses Volk Arnauten (RV: Hier, also bei Marsigli werden „Albaner“ schismatischen Ritus und echte Klimenten-Albaner mit demselben Namen genannt!) hießen, welche die Anzahl und Tüchtigkeit der türkischen Infanterie sehr verstärkten (molto rinforza per numero e qualitä l’Infanteria Turca). Wir meinen, daß dem Begriff des sog. freien Albanien auch der Vorschlag im zitierten Memorial widerspricht, man solle diesen „Albanern“ außer anderen Privilegien (Adelsstufe, Wiedereinführung ihrer alten Stammeshäuptlinge, freie Wahl ihrer Heerführer, Religionsfreiheit usw.) auch das „freie Eigentum aller Grundstücke schenken sowie die Dörfer beweglicher und unbeweglicher Habe, die sie von den Türken und an deren Grenzen erobern würden (che aquistaranno da Turchi nei loro confini) 45 46). Auch der Bischof Alexander Blanko aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schreibt, daß die Klimenten und gewisse andere Bergstämme von den türkischen Behörden von der Tributzahlung ausgenommen sind (sunt, quippe, ut Clementes et alii illius montanae regionis populi, servitute Turearum exempti ab omnique Turcico tributo communes) 4G). Obige Analyse zeigt, daß in den österreichischen Quellen vom Ende des 17. Jahrhunderts zwei Gruppen von Klimenten nach ihrer geographischen Lage, ihrer religiösen Zugehörigkeit und ihrem politischen Verhältnis zu den Türken zu unterscheiden waren. Die eine Gruppe bildeten die sog. „Klimenten“ orthodoxer Religion im sog. Albanien (Albania turca), die den Türken tributär waren und ihren Patriarchen mit Ipek zur Residenz hatten. Da waren also serbische Stämme in Altserbien und Montenegro, und keine echten Klimenten! Die zweite Gruppe bildeten die römisch-katholischen Klimenten im sog. freien Albanien (Albania libera), die den Türken keinen Tribut leisteten und unter die Jurisdiktion des Bischofs von Skutari fielen. Dies waren die echten Klimenten in den Bergen (Malessia). Die einen wie die anderen 43) L j u b i c, Marijana Bolice, 182. 44) K o s t i c, Prilozi, 18. — Derselbe, 0 postanku i znacenju, 150. 45) Derselbe, Prilozi, 18. — Derselbe, 0 postanku i znacenju, 150. 46) C o 1 e t i, Illyrici sacri tomus septimus, 262. 14*