Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
VESELINOVIC, Rajko L.: Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung
Die „Albaner“ und „Klimenten“ in den österreichischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts. Historisch-geographische und ethnographische Abhandlung. Von Rajkó L. Veselinovic (Belgrad). In den österreichischen militärpolitischen Berichten und amtlichen kartographischen Quellen vom Ende des 17. Jahrhunderts werden auch gewisse serbische und albanische Stämme erwähnt. Das Interesse Österreichs an den serbischen Balkanländern und an Albanien wuchs zur Zeit des österreichisch-türkischen Krieges 1683—1699 und war in den Jahren 1688—• 1690 deshalb besonders stark, weil die Kaiserlichen beabsichtigten, unter Ausnützung des Serbenaufstandes bis Dubrovnik am Adriatischen Meere vorzudringen und so die Verbindung mit dem neapolitanisch-aragonischen Königreich der spanischen Habsburger aufzunehmen. Auf diese Weise wurden beträchtliche Teile Bosniens und der Herzegowina von der übrigen Türkei abgeschnitten. Nachdem sie durch eigene Waffengewalt und dank der militärischen Hilfe des Serbenvolkes alsbald Serbien, Altserbien bis Prizren und Makedonien bis Skoplje (Üsküb) erobert hatten, änderten sie ihren ursprünglichen Plan über das Vorrücken an die Adria bei Dubrovnik (Ragusa) insoweit, daß sie den Weg hierzu über Skadar (Skutari), beziehungsweise über Nordalbanien nehmen wollten. Die Frage der Erhebung der Balkanvölker an der Seite Österreichs gegen die Türkei wurde umso wichtiger und aktueller, als der französische König Ludwig XIV. im Herbst 1688 in Köln und in der Pfalz einfiel. Dies führte zum Kriege zwischen Frankreich und dem Römischen Reiche deutscher Nation unter Österreichs Führung. Zur Verstärkung seiner Westfront gegen Frankreich zog Österreich von seinem östlichen Kriegsschauplatz am Balkan gegen die Türken bedeutende Truppenverbände ab. Die Große Allianz, die im Sommer 1687 zwischen England und Holland gegen Frankreich abgeschlossen wurde, brachte für die Lage Österreichs keine Erleichterung. Die diplomatisch-politische Aktion aus Ragusa (Dominico Corra- dini) und die Waffenerfolge der Kaiserlichen auf dem Balkan waren von Interesse für die christlichen Völker, die unter der Tüi'kenherrschaft stöhnten und in besonderen ökonomischen und sozial-politischen Verhältnissen vegetierten. Einerseits wirkte sich die Entwicklung des Waren- und Geldverkehrs in der Türkei auf das dortige Feudalwesen durch stets schwerere 13*