Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 11 Bemühungen Truchseß’ bewirkten jedoch, daß sich Arco allmählich be­ruhigte, — ist ain gutter graff, hat sein zorn bald fallen lassen, konsta­tierte Truchseß am Tage der Abreise des Gesandten, — und am 2. März seinen nicht gerade erfolgreichen und außerdem total verregneten Aufent­halt in der ewigen Stadt beendete 10). Erst Anfang April war er wieder in Wien und trug dem Kaiser sogleich eine Reihe erfreulicher Äußerungen des Papstes vor11). Wie er jedoch in seinem ersten Zorn richtig voraus­gesehen hatte, stand er noch nach Jahren im Rufe eines vor Zeiten schmäh­lich Betrogenen. Das Echo auf diesen Mißton, der in dem neuen päpstlich-kaiserlichen Akkord mitgeklungen hatte, sollte zur gegebenen Zeit nicht ausbleiben. Im Augenblick war aber bedeutend wichtiger, daß das Einvernehmen zwi­schen den Spitzen der Christenheit wiederhergestellt und damit auch eine Grundlage für die neu einsetzenden Konzilsverhandlungen gegeben war. Pius IV. fühlte sich nicht nur durch die Wahlkapitulation gebunden, ein allgemeines Konzil nach Kräften zu erwirken, er hatte auch von Anfang an, zunächst wohl in unverbindlicher Form, seinen guten Willen gezeigt. Trotz­dem schien die Sache des Konzils im Frühjahr 1560 wieder einmal fest­gefahren zu sein, als die Kunde von einem geplanten französischen Natio­nalkonzil den Stein ins Rollen brachte; der Papst mußte dieser drohenden Konstituierung einer gallikanischen Nationalkirche unbedingt zuvorkom­men. Am 10. Mai eröffnete der Nuntius am Kaiserhof, Kardinal Stephan Hosius, die Verhandlungen12). Daß der Bruder des vor kurzem aus Rom zurückgekehrten Sonder­gesandten, Graf Prosper von Arco, die Nachfolge des Franz von Thurn, der wieder an seinen Posten in Venedig gehen sollte, übernehmen würde, war Anfang April bereits ausgemachte Sache13). Als die Vorbereitungen für die Legation getroffen wurden, war die Konzilsfrage von päpstlicher Seite noch nicht wieder angeschnitten worden. Obgleich die kaiserliche Instruk­tion für Prosper ebenfalls als verloren angesehen werden muß, ist doch nicht daran zu zweifeln, daß der Orator in erster Linie den kaiserlichen Standpunkt bei den Vorverhandlungen zum Konzil, dann aber die Rechte des Kaisers und der Reichsfürsten in allen Belangen zu vertreten beauftragt war14). Das Kredentialschreiben für Arco wurde am 29. April 1560 in der 13) B a a d e r 1. c. und 143—145. 1X) Bericht Soranzos vom 5. April: Turba 3, 141. — Vom Konzil war in der feierlichen Audienz zwar nicht die Rede, doch hatte Arco diesen Punkt seiner Instruktion con gran zelo et pietä ausgeführt, wie Pius IV. am 11. März dem Nuntius in Spanien mitteilte (Ehses 1. c.). 12) Für die Verhandlungen des Jahres 1560 siehe die schon zitierte, grund­legende Studie von Ehses und Pastor 7, 142—168. In beiden Darstellungen wird die zahlreiche ältere Literatur verzeichnet. !3) Bericht Soranzos vom 5. April: Turba 3, 142. 14) Zur Instruktion vgl. Sic kel 75. — Das Original dürfte sich noch im Nachlaß des 1779 verstorbenen Grafen Philipp von Arco befunden haben, da in

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