Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

KISZLING, Rudolf: Glaubenskämpfe in Albanien um die Jahrhundertwende

430 Rudolf Kiszling der Albaner einzuschalten, sondern lediglich die katholischen Geistlichen in ihrer religiösen Tätigkeit zu unterstützen. Indessen wurde es bis zum Jahresende 1900 erkennbar, daß Pater Ger­manos anstrebte, griechisch-katholischer Bischof in Elbasan zu werden, hier eine albanisch-nationale Kirche samt Schule zu errichten, worauf diese zentral gelegene Stadt der Vereinigungspunkt der katholischen Ghegen des albanischen Nordens und der bisher orthodoxen Tosken Südalbaniens wer­den sollte8). Nun bemühte sich auch der Erzbischof Bianchi um den Kirchenbau, für den Kaiser Franz Joseph sowie die k. u. k. Regierung je 8000 Franken spendeten und der Papst 10.000 Lire in Aussicht gestellt haben soll, womit die mit 30.000 Franken bezifferten Baukosten fast ganz sichergestellt erschienen. Nun begann aber in Elbasan ein Kesseltreiben gegen Germanos. Er wurde vom Muttesarif Reschid Pascha wiederholt aufgefordert, dem katho­lischen Glauben wieder abzuschwören, wobei unverkenbar war, daß sich russische Einflüsse auf die Hohe Pforte geltend machten. Die Erteilung der Baubewilligung wurde immer wieder hinausgeschoben. Nun beauf­tragte die Wiener Regierung ihren Botschafter in Konstantinopel, die Kirchenbaufrage bei der Pforte zu betreiben. Der Geschäftsträger Lega­tionsrat Baron Braun stellte sich jedoch auf den Standpunkt, daß Öster­reich in Elbasan überhaupt niemals das Kirchenprotektorat ausgeübt habe. Daher sei lediglich eine beobachtende Haltung zu empfehlen, weil sonst Frankreich und die Türkei froissiert sein könnten9). Und der Botschafter Baron Calice lehnte zwei Monate später die Weiterverfolgung dieser An­gelegenheit überhaupt ab, weil er unerwünschte Weiterungen mit dem Patriarchat und mit der hinter diesem stehenden russischen Botschaft befürchtete 10). Sogar der Vatikan berücksichtigte die seit zwei Jahren bewiesene Stand­haftigkeit der 42 konvertierten Familien Elbasans nur wenig. Da der Erz­bischof Bianchi in der Kirohenbaufrage aber beharrlich drängte, versuchte Graf Goluchowski durch den Botschafter beim Heiligen Stuhl, Graf Szécsen, in der Einstellung der Kurie eine Klärung herbeizuführen. Da der mit der Propaganda betraute Kurienkardinal Graf Ledochowski bald darauf starb, versandete die Angelegenheit. Im Januar 1903 beschwor der k. u. k. Vizekonsul in Durazzo, von Kwiatkowski, das Außenamt, doch endlich die Kirchenwünsche der Konvertiten, die seit drei Jahren allen Drohungen der russischen und griechischen Konsilien widerstanden haben, zu erfül­len. Eine Förderung der albanischen Interessen würde auch einen Schutz gegen das Vordrängen der bulgarischen Propaganda bedeuten, deren Vor­posten bereits unweit von Elbasan stehen11). Infolge der langen Wartezeit ungeduldig geworden, errichtete Pater Germanos im Jahre 1904 in seiner Wohnung eine Hauskapelle, für deren Ausschmückung das k. u. k. Außenministerium finanziell beisteuerte. Im selben Jahr nahm auch die Übertrittsbewegung im Bezirk Spat wieder zu. 8) Vizekonsul Kral an Gf. Goluchowski, Monastir, Nr. 74 geh. v. 24. 12. 1900. 9) Leg.rat Bar. Braun an Gf. Goluchowski, Konstantinopel, 5. 2. 1902. 19) Bar. Calice an Gf. Goluchowski, Konstantinopel, 16. 4. 1902. u) Vizekonsul v. Kwiatkowski an Gf. Goluchowski, Durazzo, 17. 1. 1903.

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