Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

PILLICH, Walter: Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthofmeisteramtes von 1638–1780

562 Literaturberichte graphie Mazzinis tritt in dem Leben des mittlerweile zu Hochschulehren gelangten Gelehrten durch die ihm schlagartig Frau und Kinder raubende Katastrophe von Messina die entscheidende Wende zu einem in erster Linie mit aktuellen politischen Fragen sich befassenden Publizisten ein. Vehement greift Salvemini den imperialistischen, die Eroberung Lybiens vollziehenden Zug der italienischen Politik an, den er allerdings als die logische Konsequenz einer dreißigjährigen propagandistischen Vorberei­tung beurteilt, und den nicht auszuführen, von den Staatsmännern eine übermenschliche und daher nicht zu erwartende Einsicht gefordert hätte. Sein Versuch einer Darstellung der italienischen Außen- und Innenpolitik vom Abschluß des Dreibundes bis zum Kriegseintritt 1915 blieb, da ihm das wichtigste Quellenmaterial begreiflicherweise verschlossen war, ein Torso. Nach 1918 trat Salvemini u. a. auch für eine ethnologisch gerechtere Grenzziehung gegenüber dem jungen jugoslavischen Königreich ein, eine Haltung, die ihm in nationalen und faschistischen Kreisen das Stigma der Slavophilie und vorübergehende Haft eintragen sollte. Aus dem englischen Exil entstehen einige gegen die Diktaturen im allgemeinen und dem Fa­schismus im besonderen gerichtete Aufsätze, wobei sich auch bei ihm das tragische Geschick des den engeren Kontakt zur Heimat immer mehr ver­lierenden Emigranten erfüllt. So hat Gaetano Salvemini, was auch Ernesto S e s t a n, wenn auch indirekt, eingestehen muß, nach seiner Kückkehr eine engere Bindung zu der jüngeren Generation nicht mehr gefunden. Wenn hier so ausführlich auf S a 1 v e m i n i eingegangen wurde, so geschah es, um eine Persönlichkeit zu würdigen, der zwar die Bedeutung eines Bene­detto Croce nicht zugemessen werden kann, die der älteren Historiker­generation Italiens in manchem aber ein Vorbild gewesen ist, und daher einem breiteren, über die Grenzen der engeren Heimat gehenden Forum näher gebracht zu werden verdient. Bedauerlicherweise liegt nur der dritte und letzte Abschnitt der wirt­schaftsgeschichtlichen Arbeit Mario dei Treppos „Assicurazioni e comer- cio internazionale a Barcelona nel 1428/29“ vor. Unter Heranziehung ergie­biger Quellen aus spanischen bzw. italienischen Archiven (Barcelona und Genua), die der Verfasser z. T. zu statistischen Tabellen verarbeitet, wird die merkantilmaritime Bedeutung der katalanischen Hauptstadt während ihrer kurzen Blüte in der ersten Hälfte des 15. Jhdt. als Mittlerin zwischen Levante, Mittelmeer und den im Anfangsstadium ihrer merkantilen Ent­wicklung stehenden Ländern am Atlantik unterstrichen, wobei in einem die Tatsache hervorgehoben wird, daß in jener Zeit einzig in Barcelona nicht nur das Transportgut, sondern auch die Schiffe selbst versichert werden konnten. Diesem Umstande verdankte es die Stadt, daß sie, die Funktion eines Katalysators übernehmend, sich dominierend in den in erster Linie von venezianischen und genuesischen Schiffen getragenen mediterranen Seehandel einschalten konnte. Die Eröffnung des Tridentinum im Jahre 1545 gab 1945, also 400 Jahre später, Anlaß zu mehreren Untersuchungen über die religiösen Verhält­nisse Italiens im 16. Jhdt. unter besonderer Berücksichtigung der nicht unbedeutenden, vornehmlich im Norden der Halbinsel von den angrenzen­den österr. Erblanden beeinflußten und gespeisten protestantischen Strö­

Next

/
Oldalképek
Tartalom