Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

SPRUNCK, Alphonse: Zwei österreichische Forschungsreisen aus der Zeit Josephs II.

416 Alphonse Sprunck den sorgfältigsten Transport nach den nächsten europäischen Häfen die nötigen Maßnahmen treffen. Weiter wurde Starhemberg in diesem Schreiben des Vizekanzlers vom 27. Mai gebeten, den Forschungsreisenden Adressen von europäischen Beamten und Kaufleuten in überseeischen Ländern zu verschaffen. Von den beiden Exemplaren des kaiserlichen Kreditbriefes sollte Märter eines immer bei sich tragen und auch sämtliche Formulare und Quittungen sehr gut auf heben. Da das Mailänder „Gubernium“ den Wunsch geäußert hatte, das Naturalienkabinett der Akademie von Pavia zu bereichern, sollten Märter und seine Begleiter auch für dieses Erwerbungen machen; auch die Minister und Konsuln dieser Regierung sollten Befehl erhalten, ihnen in allem behilflich zu sein. Als Leiter der Expedition sollte Märter mit „beybehaltung der nöthigen subordination“ das Wohlwollen und die Bereit­schaft seiner Gefährten gewinnen und für Einmütigkeit unter ihnen Sorge tragen. Weitere Anweisungen für ihn waren in Wien am 30. April unterzeich­net worden. Die Auswahl der Erwerbungen für den Garten von Schönbrunn und das Naturalienkabinett wurde ihm überlassen, doch waren einige Listen von Tieren, hauptsächlich Vögeln, Pflanzen und Mineralien bei­gelegt, die die Leiter dieser Institute als besonders wertvoll ansahen. Von jeder Art sollten sie, wenn möglich, mehrere Exemplare nach Wien senden; von Pflanzen, die nicht bequem transportiert werden konnten, sollten die Forschungsreisenden sich die Samen verschaffen. Zuerst sollten sie die südlichen Gebiete der Vereinigten Staaten von Amerika besuchen, dann bei Beginn der trockenen Jahreszeiten nach den wichtigsten Inseln der An­tillen segeln, schließlich über die Landenge von Panama nach Peru und Chile reisen. Sollte die Reise nach Südamerika unmöglich sein, so würden sie an der Küste von Mexiko in der Umgebung der Stadt Acalupo verweilen, um von dort nach den Philippinen, einigen Sundainseln, den Küsten von Bengalen, Koromandel und Malabar, sowie der Insel Isle-de-Bourbon und dem Kap der Guten Hoffnung zu segeln. Von dieser Reiseroute sollten die Forscher nur in besonderen Fällen abweichen und sich hierfür, wenn möglich, durch Zeugnisse rechtfertigen. Ein weiteres Schriftstück, das Märter und seinen Gefährten zugestellt wurde, trug den Titel: Bemerkungen über die Art und Gegenstände der von den Herrn Professor Märter auf seinen Reisen zu sammelnden Beob­achtungen. Der unbekannte Autor erklärte darin, die Tier- und Pflanzen­welt überseeischer Länder sei zwar durch Reisebeschreibungen genügend bekannt, „allein wo in den natürlichen Wissenschaften die Lücke fast ganz noch unerfüllt geblieben solches ist die innere Beschaffenheit der belebten Natur, und die besonderen Gesetze, Kräfte und Ursachen, nach welchen deren Phänomenen und Produkten eingetheilt wirken, entstehen, und sich abändern. Dieser Theil unserer Kentnisse, ist bey aller darauf verwendeten Mühe noch in der Kindheit, haubtsächlich deswegen, weil unsere dießfälli-

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