Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

SPRUNCK, Alphonse: Zwei österreichische Forschungsreisen aus der Zeit Josephs II.

MISZELLEN Zwei österreichische Forschungsreisen aus der Zeit Josephs II. Von Alphonse Sprunck (Luxemburg). Am 27. April 1783 schrieb der Vizekanzler Johann Philipp von Cobenzl an Georg Adam von Starhemberg, den bevollmächtigten Minister Josephs II. in den niederländischen Provinzen, der Monarch habe die Absicht, fünf österreichische Gelehrte nach überseeischen Ländern zu senden, um von dort Pflanzen, Tiere und Mineralien, die für Naturforscher und die kaiser­lichen Sammlungen und Gärten von Schönbrunn von Wert und Interesse wären, zu erwerben. Zum Leiter dieser Expedition war der Arzt Joseph Märter, Professor am Theresianum bestimmt1). Dieser hatte sich gleich nach Brüssel zu begeben, um dort eine Gelegenheit für die Seereise nach Philadelphia abzuwarten. Cobenzl bat Starhemberg, in England, Frankreich und Holland Erkundigungen einziehen zu lassen, ob die österreichischen Gelehrten bald ein Schiff besteigen könnten, das sie möglichst rasch nach Amerika bringen würde; vor der Abreise von Märter nach den Niederlanden hatte der Vizekanzler die Anweisungen für die wissenschaftlichen For­schungen nicht ausarbeiten können, doch wollte er sie Starhemberg in kur­zer Frist zur Einsicht übersenden. Eine Verordnung von elf Artikeln betreffend diese Forschungsexpedi­tion hatte Joseph II. am 24. April unterzeichnet. Dadurch erhielt Märter mit dem Arzt Mathias Stupicz, dem Hofmaler Bernhard Moll 2), den beiden t) Die Dokumente über diese Forschungsreisen befinden sich im königlich belgischen Staatsarchiv in Brüssel, Staats- und Kriegssekretariat, 1497, erster und zweiter Teil. Eine interessante Beschreibung des Tiergartens von Schönbrunn zur Zeit Maria Theresias findet sich im Reisewerk des luxemburgischen Jesuiten Franz Xaver Feiler: Itinéraire ou Voyages en diverses parties de l’Europe, Lüttich 1820, erster Band, S. 39—44. Aus diesem Werk geht hervor, daß botanische Gär­ten und naturwissenschaftliche Sammlungen in der damaligen Donaumonarchie sehr häufig waren. 2) Das Biographische Lexikon des Kaiserthums Österreich von Constant von Wurzbach erwähnt Band 19, S. 2, einen Geologen und Naturforscher Karl Ehren- bert von Moll, der später in wissenschaftlichem Verkehr mit Erzherzog Johann stand.

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