Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

Konstantin Reitz 309 Auf Vorposten im Sudan. Vier Tage zuvor, am 1. Januar 1851, hatte Konstantin Reitz die Reise in Gesellschaft eines deutschen Kaufmanns aus St. Petersburg namens Bauer hörst angetreten. Er hatte vom Vizekönig außer dem gewöhn­lichen Geleitschein noch drei weitere Regierungsbefehle mitbekommen, die ihm gewisse Erleichterungen und Vorteile sicherten: er wurde von jeder Zollkontrolle an der Grenze Nubiens befreit; das war für ihn sehr wichtig, da er außer seinem eigenen Gepäck noch eine Menge Warenmuster mit sich führte, die ihm von österreichischen Handelsleuten mitgegeben worden waren; er durfte ferner auf allen Reisen Lasttiere und Beförde­rungsmittel zu Regierungspreisen mieten und sich zur Beförderung seiner Briefe an das Generalkonsulat in Alexandria der Regierungskuriere bedie­nen. Schließlich erhielt auch der Hakimdar, der ägyptische General­gouverneur in Khartum, Befehl, dem Konsulat ein großes Stück Land nach Konstantins eigener Wahl unentgeltlich abzutreten, auf dem er ein Wohn­haus bauen und einen Garten anlegen konnte. Auf der Reise nach seiner neuen Wirkungsstätte mag es für Reitz ein erfreulicher Gedanke gewesen sein, dort wieder mit Brehm und Vierthaler zusammenzutreffen, die sich in Khartum in einer recht verzweifelten Lage befanden. Schon Ende Juni 1850, kurz nach seiner Ankunft in Khartum, hatte Brehm Briefe von Müller erhalten, in denen so schwere Beleidigungen standen, daß er alle Beziehungen zu ihm aufzugeben beschloß. Müller hatte außerdem seinen Leuten angekündigt, er werde vorderhand kein Geld mehr schicken. Ob er wohl bedacht hatte, in welche Not er sie damit versetzte? Mitte März 1851 hatte Brehm von Khartum aus mit drei Engländern eine Jagdreise auf dem Nil unternommen. „Bei Gegenwind schifften wir nur langsam den Strom hinunter“, erzählt er. „Gegen Abend sahen wir hinter dem Gebirgszuge in der Nähe des Dorfes Surrurahb ein Schiff mit österreichischer Flagge hervorfahren. Es kam rasch den Strom herauf­gebraust, fuhr aber ganz in unserer Nähe auf eine große Sandbank auf. Nun wurde es von unsern Schüssen begrüßt und kam angefahren. Deut­sche Worte hallten zu uns herüber; die Dahabie (Segelbarke) brachte uns den lang ersehnten österreichischen Konsul, unsern Freund Dr. Konstantin Reitz“ (III, 254). Die Deutschen blieben bis zum andern Morgen mit den englischen Reisenden zusammen, die dann weiterfuhren. Brehm geleitete Reitz nach Khartum, wo sie am Nachmittag des 21. März 1851 ankamen. Dann ging er sofort zu Latif-Pascha, dem ägyptischen General­gouverneur des Sudans, und meldete ihm die Ankunft des österreichischen Konsuls. Am folgenden Tage machte Konstantin Reitz in Galauniform und in Begleitung aller in Khartum anwesenden Europäer einen Staats- und Antrittsbesuch bei ihm. Der Pascha bemühte sich dabei, alle ihm zu Gebote stehende Liebenswürdigkeit an den Tag zu legen und so artig und höflich zu sein, wie er nur konnte. Am 30. März fand die feierliche Aufrichtung des Konsulatswappens statt, wozu alle Europäer eingeladen waren. Reitz

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