Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. Von Harry Kühnei (Krems). Der durch seine kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Abhandlun­gen bekannte deutsche Historiker Wilhelm Treue hat in seinem Werk „Mit den Augen ihrer Leibärzte“ *) den interessanten Versuch unter­nommen, ärztliche Aussagen und Urteile zur Grundlage der Betrachtung historischer Persönlichkeiten und darüber hinaus geschichtlicher Vor­gänge zu machen. Bei einer vier Nationen umfassenden Darstellung konnte er zwangsläufig nur die literarischen Vorarbeiten zu diesem Thema berücksichtigen. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß von den habsburgischen Monarchen einzig Karl V. und Maximilian II. eine solche Untersuchung zuteil wurde. Die nachfolgende Studie wird zu zeigen haben, daß die Ärzte der habsburgischen Landesfürsten im Mittel- alter Persönlichkeiten von kultureller und politischer Bedeutung waren, deren Wirken bisher wenig Beachtung gefunden hat. Freilich kann man dem überlieferten Quellenmaterial oftmals nur eine Namensnennung entnehmen. Zuweilen vermögen wir jedoch den Studienablauf eines Leib­arztes zu eruieren und den Nachweis der Abfassung meist medizinischer Werke zu erbringen. Der eine oder andere Arzt war als politischer Rat­geber tätig und wurde von seinem Fürsten als Vertrauter zu wichtigen Missionen delegiert. Recht aufschlußreich ist ferner die ständische Her­kunft der Mediziner in den verschiedenen Jahrhunderten sowie ihre soziale Stellung bei Hofe und ihr Verhältnis zur Wiener Universität. Zu Vergleichszwecken und zur Illustration des Themas der Leibärzte sei einleitend kurz auf einige Österreich benachbarte Länder hingewie­sen: auf Ungarn, Böhmen, Salzburg und Bayern. Aus dem 11. Jahrhundert sind uns zwei ungarische Ärzte namens Peter und Thomas bekannt. Dieser soll König Stephan IV., dessen Leib­arzt er war, beim Aderlässen vergiftet haben. Magister Gerhard, der Bela IV., Stephan V. und Ladislaus IV. ärztlich betreute, bekam für seine Dienstleistung im Jahre 1274 die in der Nähe von Agram befindlichen Dörfer Tornova und Karalicha. Jacobus Longobardus, der bis zum Jahre 1331 als Leibarzt Karl Roberts fungierte, wurde 1334 auf den Bischofs­L) 2. Auflage (Düsseldorf 1955). Burghard Breitner, Geschichte der Medizin in Österreich (Wr. SB., Bd. 226, 1951, 5. Abhandlung), S. 8 ff. und 233 f. bringt nur wenige Hinweise auf die Leibärzte. Mitteilungen, Band 11 1

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