Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Neue Beiträge zur Geschichte der österreichischen Zensur im Vormärz

456 Julius Marx Mina und Riego, Blicke auf die Verhältnisse Spaniens seit der Cortes- Verfassung vom Jahre 1812 bis auf unsere Tage“, Leipzig 1835 (35 VII/1). Die 6. Ausgabe von „Beckers Weltgeschichte“, mit den Fortsetzungen von Woltmann und Menzel, neu bearbeitet von Löbell, Berlin 1828—1830 erhielt zunächst (31 III/2) erga schedam, spätere Teile verfielen indes dem Verbot (31 V/2) * 149). Bei den Dichtern und Schriftstellern treten neben die meist bereits erwähnten Chamisso, Hauff, E. Th. A. Hoffmann, Jean Paul, Platen und Zschokke, jetzt Grabbe, z. B. mit „Napoleon oder 100 Tage“ Frankfurt a. M. 1831 (31 VI/2, damn.), Büchner mit seinem „Dantons Tod“, Frankfurt a. M. 1835 (35 XI/1, damn.) mehrfach auch Bechstein; ebenso tauchen bereits österreichische Emigranten wie Duller und Herloßsohn auf. Umgekehrt ist Saphir, der damals aber noch nicht in Wien war, einige Male unter den Verboten zu finden. Damnatur erhielt „Die Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlössern“, II. Bd., Chur 1830 (30 VII/1) von Gustav Schwab, erga schedam dagegen die bekannte „Seherin von Prevorst“, Stuttgart und Tübingen 1829 (30 1/1) des Justinus Kerner. Uhland und Mörike sind in unseren Listen niemals verzeichnet. Von Schriftstellerinnen wären Johanna Schopenhauer, die Mut­ter des großen Philosophen, deren Werk „Meine Großtante“, Stuttgart 1831 (31 VIII/1), verboten wurde, und Gräfin Ida Hahn-Hahn zu erwähnen; letztere taucht mit „Gedichte“, Leipzig 1835 (35 X/2) erstmals in unseren Listen auf150). Börne, von dessen „Briefe aus Paris“ ein Teil sogar beschlagnahmt worden war, wie wir sahen, ist mit weiteren Teilen (33 1/2, 34 1/2) in den Verboten, desgleichen Heine mit mehreren Werken151). Am bemerkens­wertesten ist das Hervortreten des „Jungen Deutschland“, dessen verfemte Schriften alle erscheinen; eine Auswahl sei hier angeführt: Ludolf Wienbarg, Ästhetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland ge­4. Bd. (34 X/l), damnatur, ebenso 3. Bd. (35 II/2), dagegen erhielten der 1. u. 2. Bd. (35 III/l u. IV/1) erga schedam. 149) Vgl. Marx, a. a. 0., S. 156, 158, 165 f.; zu Förster, ebd., Zensur d. Kanzl. Mettern., Fußnote 135, S. 211. — Von Räumers Werk ist nur der 1., 2. und 4. Bd. in den Listen. 150) Da keine neuen Gesichtspunkte vorliegen, unterbleibt eine Einzel­aufzählung ihrer Werke. Vgl. Marx, Verbotslisten, S. 174 ff. 179. — J. Scho­penhauer (1766—1838). 151) Börne: Vgl. Anm. 44. — Von Heine sind folgende Werke in den Listen: Tragödien mit einem lyrischen Intermezzo, Berlin 1823 (23 VI/2, 161 ad 22, erga sched.). Buch der Lieder; Hamburg 1827 (28 V/l, 279 ad 22; damn.), Reisebilder, 1. Teil, Hamburg 1826 (26 IX/1, 238 ad 22, damn.), 2. Aufl., Ham­burg 1830 (30 XII/1, damn.) Französische Zustände, Hamburg 1833 (33 1/2, erga sch.) Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland. 1. Theil, Paris 1833 (33 VI/1, dämm), 2. Theil, Paris u. Leipzig 1833 (33 X/l, erga sch.), De la France, Paris 1833 (33 X/2, erga sch.), Der Salon, Hamburg 1834/35 (1. Bd. 34 II/l, beide Bde. 35 III/2 damn.). — H o u b e n, a. a. 0., L, S. 385 ff.

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