Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Neue Beiträge zur Geschichte der österreichischen Zensur im Vormärz

Die amtlichen Verbotslisten 457 widmet, Hamburg 1834 ( 34 VI/1), Heinrich Laube, Reisenovellen, 1. u. 2. Bd., Leipzig 1834 (34 VII/1), Theodor Mundt, Madonna. Unter­haltung mit einer Heiligen. Leipzig 1835 (35 V/2)152) und schließlich Karl Gutzkow, Wally, die Zweiflerin. Mannheim 1835 (35 XI/1). Dieses Werk hat bekanntlich die heftige Verfolgung dieser Schriftstellergruppe nach sich gezogen153). Abschließend sei noch der Almanache und Liedersammlun­gen gedacht, die meist keine Gnade fanden. Nachdem sie schon gedruckt in die Zensur gelangten, Ausmerzungen daher unmöglich waren, konnte ein anstößiges Gedicht, ja bloß eine einzelne unzulässige Strophe zum Verbot führen. Herausgegriffen seien nur „Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1832“, Leipzig 1831 (31 X/l), den Chamisso herausgab und Meth- fessels „Allgemeines Lieder- und Commersbuch“, 4. Aufl., Hamburg 1831 (31 XII/2). Es finden sich aber auch Volksliedersammlungen und Samm­lungen von Gelegenheitsgedichten zu Geburten, Hochzeiten und ähnlichen Anlässen vor; was hier zu Zensurmaßnahmen führte, läßt sich ohne Ein­sichtnahme in solche Werke nicht sagen. Im Zeitraum 1830—1835 beginnt sich jene Literaturgattung bemerk­bar zu machen, die nachmals eine ganze Schriftflut hervorbrachte — die Österreichschriften. Wenn Glossy es als unrichtig bezeichnet, daß vordem über Österreich nichts geschrieben worden sei und zum Beweis die vielfachen Reiseberichte erwähnt, so ist das nur bedingt richtig, denn damals schrieb man ohne die Nebenabsicht, die nun zu Tage tritt. Wir können daher der Meinung jenes von ihm erwähnten Konfidenten bei­pflichten, der davon spricht, daß man Österreich in der literarischen Welt als ein sujet vierge und eine terra incognita betrachtete154). Unsere Listen bestätigen, daß der Anstoß durch Anastasius Grüns Spaziergänge eines Wiener Poeten, Hamburg 1831 (31 IX/1, damn.) gegeben wurde, schon 1832 erschienen Hermann Meynert, Herbstblüten aus Wien, Leipzig 1832 (IV/2, damn.), Wolfgang Menzel, Reise nach Oestreich im Sommer 1831, Stuttgart 1832 (VIII/1, erga sch.) und August Ellrich, GenreBilder 152) Ebd., a. a. O., I., 470 ff. (Laube); 605 ff. (Wienbarg); II., S. 363 ff. (Mundt). — Srbik, a. a. O., I, S. 287 f.; II, S. 56 ff. — Marx, Zensur d. Kanzl. Mettern., S. 190 f. u. d e r s., Verbotslisten, S. 172. 153) Ho üben, a. a. O., I, S. 250 ff. — „Briefe eines Narren an eine Närrin“, Hamburg 1832 (32 XI/2, erg. sch.); „Schleiermachers vertraute Briefe über die Lucinde“ hat Gutzkow mit einem boshaften Vorwort 1835 in Hamburg herausgebracht (35 V/2, damn.) „Soireen“, Frankfurt a. M. 1835; ihren ersten Teil bildet die „Sommerreise durch Oesterreich“ (35 XII/1, damn.). Zu den spä­teren Werken vgl. M arx, a. a. O., S. 157 u. 176f. Gutzow und Wienbarg gaben noch 1835 (beide 35 XI/2, damn.) in Mannheim Erwiderungen heraus, ersterer „Vertheidigung gegen Menzel und Berichtigung einiger Urtheile im Publikum“, letzterer „Menzel und die junge Literatur. Programm zur deutschen Revue.“ 154) K. Glossy, Aus Österreichs Vormärz, im Grillp.-Jahrb., X. (1900); S. 344 f.

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