Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 35 Zeit angesehen werden müssen. In Deutschland wurde diese Vermitt­lungstätigkeit von Hildegard von Bingen in die Wege geleitet. Die ärzt­liche Tätigkeit und Pflege der Heilkunst lag im besonderen den Benedik­tinern, wie dem Mönch Notker aus St. Gallen, gestorben 975, oder den Zisterziensern am Herzen. Vom letztgenannten Orden sei an Johannes von Toledo, gestorben 1275, erinnert, der Leibarzt des Papstes Inno­zenz IV. war und 31 Jahre dem Kardinalskollegium angehörte144). Knapp vor 1400 setzte sich im allgemeinen das Bürgertum bei den österreichischen Leibärzten durch, der erste nichtgeistliche Mediziner unter ihnen war der wohlhabende Niclas von Hebersdorf. Kennzeich­nend für die Vertreter dieses aufstrebenden Standes ist die Tatsache, daß sie fast alle die Hochschullaufbahn einschlugen, andererseits auf Grund ihrer Position in das Hofgesinde Aufnahme fanden. An dieser Stelle muß noch auf die Honorare der Ärzte eingegangen werden. Sofern diese dem Klerus angehörten, waren sie meist im Besitze einer reichen landesfürstlichen Pfarre wie Gars am Kamp, Eggenburg oder Falkenstein. Durch die Verleihung dieser Pfründen war für den Unterhalt der Ärzte im vollen Ausmaße gesorgt. Ähnlich verhielt es sich bei den bürgerlichen Ärzten, ihnen verlieh der Landesfürst Zehente, Bergrechte von Weingärten, Wald und anderes mehr. Galeazzo de Santa Sofia erhielt in Poysdorf und Meister Anton, der Wundarzt, Lehen in Mollendorf und Riedersdorf (Ger.-Bez. Pöggstall) 145 *). Die Leibärzte wurden auch von anderen Persönlichkeiten in Anspruch genommen, dies ist aus verschiedenen Zahlungen ersichtlich. Der Kanzler Friedrich von Gars schuldete 1403 Galeazzo de Santa Sofia 10 fl., Niclas von Hebers­dorf empfing 1409 von Hanns Zierenast 20 fl und 1411 vom Chormeister zu St. Stephan, Peter Schulderwein, 10 Pfund d148). Eine richtiggehende Besoldung der Ärzte können wir am frühesten in Tirol beobachten, wo der Leibarzt Herzog Sigmunds, Dr. Burkhard von Horneck, 100 fl jährlich ausbezahlt bekam und außerdem über 2 Pferde und zwei Knechte verfügte147). Dr. Jorg Kirchmayr diente unter den gleichen Verhältnissen, hingegen bezog der wenig bekannte Dr. Ulrich Ellenbogen jährlich 400 fl Sold. Imponierend ist die fürstliche Belohnung, die Kaiser Friedrich III. seinen Ärzten nach der geglückten Beinamputation zuteil werden ließ. Einer der Ärzte wurde mit 100 fl, ein zweiter mit 200 fl, ein dritter mit 144) Hanno Caprez, Die Klostermedizin (Ciba-Zeitschrift Nr. 124, Basel, März 1952), S. 4566 ff. Theodor Puschmann, Geschichte des medizinischen Unterrichts (Leipzig 1889), S. 119, 161, 165. 145) HHSTA Hs. B 20 (Lehenbuch Albrechts IV.), pag. 48. 148) Archiv d. Stadt Wien, Geschäfts- und Testamentbuch Bd. 2, fol. 39r, 72r und 119r. 147) HHSTA Hs. B 390 (Hofstaatsordnung von 1482), fol. 39< und Hs. B 391 (Hofstaatsordnung von 1482), fol. 16r. 3*

Next

/
Oldalképek
Tartalom