Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718—1773) 213 zwei und zwei Klassen, zusammenzog. Jene Schulen, in denen man Rhe­torik und Poesis nicht unterrichtete, nannte man Unter-Gymnasium oder Klein-Gymnasium. Ein Vergleich beleuchtet die Lage. Bis zur letzten Zeit bestanden in kleineren Dörfern halb (paarweise) geteilte oder ungeteilte Schulen, in welchen eine Lehrkraft zwei, drei oder sechs Klassen unterrichtete. Einen großen Vorteil hatte die Ratio Studiorum dadurch, daß sie kein einförmiges Gymnasium vorschrieb. Hiedurch war es möglich, auch dort eine „lateinische Schule“ zu errichten, wo man über nicht genügend Lehrkräfte verfügte oder aber die Schülerzahl dies nicht erlaubte. Diesem Umstande verdankte auch die Temesvár er Schule ihre Entstehung. In den meisten ungarischen Gymnasien unterrichteten drei Professoren zwei und zwei zusammengezogene Klassen. Die Schule in Temesvár war — wenigstens anfangs — noch bescheiden, denn im Missionshause in Temesvár und in anderen Missionshäusern wie in der Zips, in Kronstadt (Brassó) und Peter­wardein unterrichtete nur ein Professor12). Unterricht wurde vormittags von 8—10 Uhr gehalten. Der Nach­mittag wurde zum Ausarbeiten der Aufgaben, ferner im Sommer für körperliche Übungen im Freien und für heitere Spiele verwendet. Die Schule entsprach so sehr den Erwartungen, daß die maßgebenden Kreise der Stadt und der ganzen Provinz — begeistert von den Studienerfolgen der Schüler — die Erweiterung des Instituts bei der Landes-Administra- tion betrieben. Dieser Versuch war umso mehr begründet, weil inzwi­schen (1733) — wie erwähnt — die Schule in die neue Residenz über­siedelt war. Deshalb forderte die Administration die Patres auf, die Schule zu einem aus sechs Klassen bestehenden Gymnasium auszu­bauen. Diesem Wunsche konnten die Patres nur stufenweise entspre­chen. 1736 wurde mit zwei Professoren, P. Rest und P. Forster13), die vierte Klasse eröffnet. Im Schuljahre 1738/39 fand wegen der grassierenden Pest kein Unterricht statt14). Die Schule wurde erst am 12. November 1739 wieder eröffnet15). In den folgenden Jahren wurden die fünfte und sechste Klasse eröffnet. Am 15. Oktober, dem Namens­feste der Kaiserin Maria Theresia, hielt der Bischof selbst, Nikolaus Stanislavich, die Messe für die Jugend16). 12) , Hets, a. a. O., 11—13. 13) „Renovatio studiorum, scholares in 4 classes distributi: syntaxistis et grammaticis praepositus prof. Rest, principistis et parvistis datur magister Förster.“ Ep hem. pg. 183, 187. 14) „Ob grassantem luem et parvum numerum scholarium scholae clausae.“ Ephem. pg. 209, 219. 15) Ephem, pg. 244. Doch der als Professor auserkorene Pater war noch nicht eingetroffen, deshalb supplierte für diesen ein „emeritus Philosophus“ ; wenn der Professor ankommt, wird jener nur die Prinzipisten und die Par- visten unterrichten. 16) Ephem. pg. 390.

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