Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718—1773) 183 mann50) und P. Jurkovics. Wie es zu erwarten war, gab der Wiener Hof den Patres Recht und befahl der Temesvarer Landes-Ad- ministration, die Bigamie nicht zu dulden. Freilich ging das alles nicht so rasch. Auch der orthodoxe Bischof ergriff alle Mittel. Es kostete die Patres viel „Schreibereien“ und auch — dreitausend Rheinische Gulden. Doch endlich siegte die gerechte Sache51). 50) Wie bekannt, haben seit 1643 bis zur Aufhebung des Jesuitenordens stets die Jesuiten-Beichtväter des jeweiligen Kaisers die geistliche Jurisdiktion über die kaiserliche Armee ausgeübt. Sie residierten in Wien, erhielten ihre Bezüge vom Hofe und führten den Namen Capellanus maior castren- s i s. Zur Besorgung der Amtsgeschäfte wurde ihnen ein Hilfspriester aus der Gesellschaft Jesu beigegeben, welcher den Namen Generalstabs-Kaplan führte. Der Einfluß des Groß-Kaplans war so groß, daß sich selbst Prinz Eugen von Savoyen im Kampf gegen die Intriguen und Verdächtigungen seiner Gegner bei Hofe an den damaligen Groß-Kaplan, P. Engelbert Bischoff, wandte, und ihn um seine Verwendung bat, daß „kaiserliche Majestät ihn des schweren und gefährlichen Commandos allergnädigst zu entlasten und ander- wärtig nach der kaiserlichen Gnaden Behebung zu employieren geruhen möchte.“ (Arneth, Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Wien 1876. IV. 155). Mit dem Regierungsantritte des Kaisers Karl VI. im J. 1711 übernahm dessen Beichtvater, Dr. Georg Tönnemann S.J., die oberste Leitung der Militär­seelsorge und die ihm in diesem Amte zukommenden Rechte und Pflichten in vollem Umfange. Er entwickelte eine rege und segensreiche Tätigkeit. Auf die Bitte des Groß-Kaplans Tönnemann wurde diesem mittels Breve von 1720 die Vollmacht verliehen, von der Fastenordnung zu dispensieren. Demnach war der Genuß von Lacticinien (Butter, Käse, Eier) und auch von Fleischspeisen an kirchlich gebotenen Fasttagen, mit Ausnahme aller Freitage und Samstage und der ganzen Charwoche, gestattet. Aus wichtigen Ursachen konnte auch eine weitergehende Nachsicht gewährt werden. Die Feldkapläne waren verhalten, vor Beginn der Fastenzeit diese Ursachen bekannt zu geben und sich die Ver­haltungsmaßregeln und Dispensen zu erbitten. Auch manche Verordnungen und kaiserliche Resolutionen in betreff der Hebung des sittlich-religiösen Geistes bei der Armee und hinsichtlich der österlichen Beichte und Kommunion von seiten der Offiziere und der Mannschaft sind ihm zu verdanken. Vgl. B i e 1 i k, Gesch. der Militärseelsorge. Wien 1901, 21—34. 51) „Qui ut peccata sua suorumque tueretur, opposuit se audacter nostris conatibus, armis quibus valuit, defendens suum errorem (qui tarnen fatentibus aliis schismaticis legum suarum peritis nullibi reperitur) ut nostrum infringeret et licita polygamorum matrimonia evinceret. Ne igitur diu vitia impune gras- sarentur, res tota Viennam scripta et ibidem nobis prout fieri debuit adjudi- cata est, cooperantibus praesertim illustrissimo ac reverendissimo domino episcopo Csanadiensi comite Ladislao de Nádasd, RP Tönemann et P. Jur­kovics, aliisque magnis vinis. Missum proinde ab Aula decretum compul- sorium, in quo primum laudatus est celus cleri catholici, qui ad abolendos nefarios excessus suam operám contulerat mandatumque inclytae Administra­tion! caesareae Temesvariensi, ut omnimoda hac in parte sua auctoritate eum protegat, juvetque excindere hoc portenta vitiorum. Evoluti tarnen sunt menses aliquot inter molestas scriptationes et odia patienti animo tolerata antequam memoratum decretum obtinuissemus, resistente interim pro viribus schismaticis, quod (ut a fide dignis relatum est) constitit magno laboré et dolore et trium millium Rhenensium inutili profusione. Denique bona causa triumphat!“ (An- nuae Missionis, pg. 16).

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