Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

180 Koloman Juhász betrachtete die Jesuitenkirche als provisorische Kathedralkirche, er pontifizierte hier am Feste des hl. Franz Xaver, am 3. Dezember, ferner am ersten Weihnachtstag; im März 1751 wurden Trauerfeierlichkeiten für die Kaiserin Christina Elisabetha gehalten, am 15. März hielt Bischof Engl das feierliche Requiem32). Erst Ende März erhielt er die päpstliche Ernennungsbulle und so fand seine Installation in tempo- ralibus erst am 1. April, in spiritualibus aber am 2. April statt33). Dann kam die Karwoche. Diese wurde in der Jesuitenkirche gefeiert: Gründonnerstag, am 8. April, Öl-Weihe, Karsamstag abends Auferste­hungsprozession, Ostersonntag Pontifikalamt34); all dies vollzog der Bischof. Von 1732 bis 1754 diente die Jesuitenkirche als bischöfliche Kathedralkirche. 1736, am Feste Transfiguratio Christi (6. August) Wurde — wie bereits erwähnt — der Grundstein zur neuen Domkirche gelegt, 1754 begann man bereits dort Gottesdienste abzuhalten, obwohl der Bau erst nach Jahren, 1757, ja gänzlich erst 1773 beendet wurde. Mit dem erwähnten Jahre (1754) hörte die Jesuitenkirche als Domkirche zu dienen auf. Die Domkirche wurde infolge eines Gelöbnisses Karls VI. erbaut. 1716 hatte er feierlich gelobt, wenn er über die Feinde der Christenheit den Sieg davontragen sollte, so werde er in Temesvár eine Kirche erbauen lassen. Wegen verschiedener Hindernisse erlitt die Ausführung der inzwischen angefertigten Baupläne eine Verzögerung. Sie stammten von dem berühmten Architekten des kaiserlichen Hofes, Emmanuel Fischer von Erlach, die Ausführung leiteten Beamte der Temes- varer Administration (K e s t k a und S t e i n 1 e i n). Mit Rücksicht auf den Festungscharakter der früheren inneren Stadt mußten die Türme dieses herrlichen Barockbaues verhältnismäßig niedrig erbaut werden. Der Hauptaltar mit seinen jonischen Standbildern des hl. Karl Borromäus und der hl. Theresia, den beiden Schutzpatronen des kaiserlichen Hauses (Karl VI., Maria Theresia), wurden durch den Wiener Künstler Josef R e s z 1 e r in Holz geschnitzt, die Vergoldung übernahm der Wiener Meister Anton Bössinger. Das große Gemälde des Hauptaltars, St. Georg, ist vom Direktor der Wiener Kunstakademie Michael Untersberger geschaffen. Die ganze Ausführung und Errichtung der Domkirche „preisen in gleicher Weise die kunstvolle Architektur des Zeitalters und die fürstliche Munifizenz des Herrscherhauses35). Die Domkirche wurde erst am 24. April 1807 durch den Bischof Ladis­laus Köszeghy konsekriert. Die kirchliche Obrigkeit des P. Superiors wurde im Banat nicht nur vom Diözesanklerus, sondern 32) A. a. O., pg. 412, 414, 417, 418. 33) A. a. O., pg. 420. 34) A. a. O., pg. 421. 35) M. 126.

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