Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
BONACKER, Wilhelm: Leben und Werk des österreichischen Militärkartographen Cyriak Blödner (1672–1733)
Leben und Werk des österr. Militärkartographen Cyriak Blödner (1672—1733) 93 A. Die Persönlichkeit des Militärkartographen. Erstmals wird Blödner 1724 von einem kundigen und Landkarten besonders zugewandten Zeitgenossen, dem Tübinger Stiftsrepetent und nachmaligen Superintendent, Eberhard David Hauber (1695-—1765), im Zusammenhang mit einer Bemerkung über „gute, vornehmlich von geschickten Ingenieurs in dem vorigen Krieg gezeichnete“ Karten des oberrheinischen Gebiets, angeführt: „Der berühmte Ingenieur und Obrist- Lieutnant Bloedtner hat zerschiedene hierher gehörige vortreffliche Charten gezeichnet, die aber nicht ediret worden2).“ Auch lenkte er die Aufmerksamkeit der Kartenfreunde auf dessen „Theatrum Belli“, das im Schloß zu Ludwigsburg zu finden war und an dem B. selbst 3 und mit seinen Mitarbeitern mehr als 20 Jahre gearbeitet habe3). 1. Herkunft, Stand und Lebensdaten. Auf die Spur seiner Herkunft führte der Taufeintrag seines dritten Kindes aus der ersten Ehe4); doch, das dort angegebene Geburtsjahr (1674) erwies sich als unrichtig. Aus dem Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde zu Eisenberg (Thüringen) geht nämlich hervor, daß Blödner dort am 6. Februar 1672 geboren und am darauf folgenden Tag auf den Namen Cyriac getauft wurde. Er starb im Alter von nahezu 61 Jahren am 3. Januar 1733 in Kirchheim unter Teck5). Die Paten des Kindes, Michael Prüschman und Anna Christina Prüschman, „des Rec- toris Hausfrau“, lassen darauf schließen, daß sein Vater gleichen Vornamens, als selbständiger Fleischhauer, ein geachteter Bürger gewesen sein muß. Über seine Mutter findet sich nur der Eintrag „Cyriac Plietners Weib“ ; auch liegt noch völliges Dunkel über seiner Jugend, seinen Lehr- und Wanderjahren. Dank der hochherzigen Förderung durch Herrn Hofrat Dr.-Ing. O. R e- g e 1 e, General a. D., war den Verzeichnissen und Protokollen des Hofkriegsrates (HKR) der Jahre 1700—1730, zumindest also für die Zeit seiner kartographischen Betätigung, vieles zu entnehmen, was seine Persönlichkeit aufzuhellen vermochte. Darüber hinaus flössen andere Quellen, Urkundenauszüge und dgl.; auch konnte mancher Aufschluß dem von E. N i s c h e r skizzierten knappen Lebensbild entnommen werden, der als ehemaliger Lei2) E. D. Hauber: Historische Nachricht von den Land-Charten des Schwäbischen Craißes und des Herzogthums Würtemberg, wie auch anderer in Schwaben gelegener Herrschafften. Ulm, 1724. — S. 55. 3) E. D. Hauber: Zusätze und Verbesserungen, sowohl zu dem Abriß und Versuch einer umständlichen Historie der Land-Charten insgemein, als der vollständigen Historischen Nachricht, von denen Land-Charten, des Schwäbischen Craises usw. (Ulm, 1727). — S. 103. 4) Evangelisches Taufbuch der Stadt Frankfurt a. M. 1703—05, S. 1050. 5) Taufbuch von 1725 des Kirchenregisteramtes Kirchheim u. T.