Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Zur Geschichte der vormärzlichen Zensur in Österreich

Die amtlichen Verbotslisten 177 wiesen70). Verboten wurde „Urban Grandier“, Berlin 1843 (43 XI/i, 213) von Willibald Alexis, ebenso Ludwig Bechsteins Philidor, Erzäh­lung aus dem Leben eines Landgeistlichen, Gotha 1842 (42 XII/2, 250), von Julius Mosen, dem Schöpfer unseres Andreas-Hofer-Liedes, „Novellen“, 1. Bd., Leipzig 1836 (37 tyi, 482), schließlich von Berthold Auerbach, Spinoza. Ein historischer Roman, Stuttgart 1837 (37 XI/2, 454) * 77). Die politischen Dichter mußten natürlich von vornherein mit dem Ver­bote rechnen; so finden wir denn auch die geistvolle Komödie von R. E. Prutz, Die politische Wochenstube, neben den „Deutschen Salonliedern“ (beide Werke Zürich und Winterthur 1845: 45 x/i, 160) von H. Hoff­mann v. Fallersleben nebst dessen „Deutschen Gassenliedern“, Zürich 1843 (43 x/i, 215)78) und den „Gedichten eines Lebendigen“, 5. Aufl., Zürich und Winterthur 1842 (43 IX/i, 221), die damals ungemeines Auf­sehen erregten und Georg Herweghs Ruhm begründeten, schließlich die ohne Verfasser angeführten „Lieder eines kosmopolitischen Nachtwäch­ters“, 1. u. 2. Aufl., Hamburg 1842 (42 n/2, 284), diese feinen, witzigen und eigentlich recht harmlosen Dinge, die es auch nicht hinderten, daß der württembergische König Franz Dingelstedt, den Autor, schon im nächsten Jahre zum Hof rat erhob. In Österreich ist dann dieser Salon­76) Vgl. s. 157; dann Anm. 21, 75. —- Immermann: geb. 24. 4. 1796 in Magdeburg, gest. 25. 8. 1840 in Düsseldorf. — Ludwig Achim von Arnim: geb. 26. 1. 1781 zu Berlin, gest. 21. 1. 1831 auf Gut Wiepersdorf. „Erga schedam als Nachlaß“ (47 1/2, 63) erhielten der 18. u. 19. Bd. der „Sämmtl. Werke“, Berlin 1846. — Aug. Graf v. Platen-Hallermünde: geb. 24. 10. 1796 zu Ans­bach, gest. 5. 12. 1835 zu Syrakus. — Christian Friedr. Dan. Schubart, geb. 26. 3. 1739 in Obersontheim, gest. 10. 10. 1791 in Stuttgart. Die angeführten Werke erschienen 1839/40 in 8 Bänden. — 77) Zu den meisten Schriftstellern dieser und der nächsten Anm. ist Glossy, a. a. O., heranzuziehen. — Willi b. Alexis = Georg Wilh. Heinr. Häring, geb. 29. 6. 1798 in Breslau, gest. 16. 12. 1871 in Arnstadt; von ihm erhielten erga schedam: „Der neue Pitaval“, 3. u. 4. T., Leipzig 1843 (43 VIII/2, 44 1/2» 224, 204) sowie „Shakespeare und seine Freunde ...“, 1.—3. Bd., Berlin 1839 (39 VII/!, 404).— L. Bechstein; geb. 24. 11. 1801 in Weimar, gest. 14. 5. 1860 in Meiningen, heute am bekanntesten durch seine „Deutschen Märchen“, seiner­zeit auch fruchtbarer Novellist und Romanschriftsteller. — B. Auerbach, geb. 28. 2. 1812 in Nordstetten, Schwarzwald, gest. 8. 2.1882 in Cannes; „Spinoza“ war sein erster Roman. Seine Verdeutschung der „Sämmtl. Werke“ (41 xx/i u. 2, 293, 291 r) dieses Philosophen verfielen gleichfalls dem Verbot; vgl. auch Text­seite 169. — J. Mosen, geb. 8. 7. 1803 zu Marieney, Vogtland, gest. 10. 10. 1867 zu Oldenburg. — 78) Robert Eduard Prutz, geb. 30. 5. 1816 in Stettin, hier gest. 21. 6. 1872; im Vormärz u. 1848 im liberalen Sinne tätig. Die Anklage auf Majestätsbeleidi­gung, die ihm die genannte Komödie zuzog, wurde niedergeschlagen. Verboten wurde „Badens zweiter Kammer. 3 Gedichte“, Zürich und Winterthur 1842 (42 XI/2) 254); vgl. Glossy, a. a. O., I., S. 335 f. u. Anm., S. 70 f.; Keller, a. a. O., S. 57 f. u. a. — H o f f m. v. F aller sh: Textseite 157 u. Anm. 19; „Politische Gedichte aus der deutschen Vorzeit“, Leipzig 1843 (43 1/2, 246 r) erhielten erga schedam. — Mitteilungren, Band 9 12

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