Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

238 Friedrich Walter geben, denn sie liegt nicht in seiner Natur und er wird sich selbst täglich mehr schaden und für die Regierung als eine Beschwerniss fortleben! Glauben Sie dessen Brief dem H. Erzherzog zeigen zu sollen, so über­lasse ich es Ihrem Gutbefinden. Gr. Kolowrat ist er in keinem Falle vor­zulegen, denn es würde ihn in einer Richtung bewegen, welche ohne irgend einen nützlichen Zweck wäre. Der junge Szeczen 2) ist, wie Sie mir es anzeigten, hier angekommen. Er hat mich über den Stand der Dinge zu Pressburg in Nichts belehrt. Er sieht richtig in selbem und wir müssen uns in unseren Ansichten sonach begegnen. Der Unterschied in unseren Stellungen ist der, dass Sz. laut Klage über das Nicht-leiten der Regierung führen kann, während ich ihm über diesen Thatbestand nur ausweichende, also schlechte Antworten geben kann! Ich habe mich in meiner Unterredung hinter das Kranksein des Kanzlers3) gestellt. Wie wenig stichhältig dieses Spiel ist, weiß niemand besser als ich! Von dem Personal4 5 6) ist noch immer Nichts zu hören noch zu sehen! Sz. schont ihn nicht, sondern stellt ihn geradezu in der (!) Reihe der vollkommen untauglichen Individuen. Er spricht ihm nicht den guten Willen, aber jede Fähigkeit der Leitung aus Charakter­schwäche ab. Trachten Sie, dass meinen gestrigen Anträgen schnelle Folge gegeben werde. In ihnen liegen die einzigen Mittel zur Abhilfe dessen, was den heutigen Stand der Dinge geradezu unleidlich und in seinen Folgen höchst gefährlich hinstellt.“ Graf Karl Chotek an Metternich, Ems, 22. VII. 1843: Graf Chotek dankt dem Fürsten für einen von ihm erhaltenen tröstlichen Brief und stimmt ihm bei: „II n’est que trop vrai que ma carriére ... est entrée dans un regrettable desaroi“, aber es sei nicht seine Schuld. Er sei vielmehr das Opfer „d’un homme puissant“ r>), der seine berechtigten Hoffnungen auf die Stelle eines Obersten Kanzlers zunichte gemacht habe. Und dieser trübe Ausklang seiner vierzig Jahre hindurch geleisteten Dienste habe seine Gesundheit er­schüttert; er bedürfe daher einer ruhigeren Stellung, als die eines Oberstburg­grafen ist. Es habe sich übrigens sein Stellvertreter Graf Salm«) bereits so erprobt, daß er ruhigen Gewissens von seinem Posten scheiden könne. Er bittet den Staatskanzler um seine Unterstützung beim Kaiser und bei Eh. Ludwig. LIII. G. an M., 29. VII. 1843: Gervay knüpft an die Meldung über den Vollzug der ihm in der serbischen Sache i) gewordenen Aufträge an: „Schade, dass die Weltpolitik ein Anschliessen an die beabsichtigte energische Maßregel uns nicht gestattet. Eine kleine Demon­2) Siehe XLII. 2). 3) Siehe XXX. 1). 4) Siehe XXI. «). 5) Gemeint ist Graf Kolowrat. 6) Robert Altgraf v. Salm-Reifferscheid, nach Choteks Abgang Oberstburg­grafen-Amtsverweser. LIII. 1) Siehe XLVIII. 1).

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