Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 239 stration würde vielleicht die in Preßburg versammelten verrückten Legislatoren zu einiger Besinnung bringen. Obgleich ich überzeugt bin, daß es eines solchen indirecten Mittels nicht bedürfe u. daß es besser, achtungswürdiger wäre, wenn die Regierung ihre häuslichen Angelegenheiten im directen Wege mit energischer Sprache und, weil sie Recht hat, mit energischem Handeln selbst in’s Reine brächte.“ M. an G., Ischl, 31. VII. 1843: „Gr. Medem2) ist vorgestern hier eingetroffen und ich erwarte nur die Ah. Erledigung auf meinen Vortrag in der servischen Angelegen­heit 4 5), um nach Petersburg zu antworten. Die Sache wird sich von selbst auseinander winden und diess um so mehr, als Kaiser Nicolaus den zu ihrer Beendigung führenden Gang, vermög den mir durch den Gr. Medem gemachten Mittheilungen, beinahe gänzlich in meine Hände niederlegt. Ischl bietet heute den äusseren Schein eines dipl. Congresses. Der franz. Botschafter3) ist zugleich mit mir angekommen, in den lezten zwey Tagen sind der russische Gesandte2), der engl. Botschafter4) und gestern Abend der Nuntius6) eingetroffen, alle mit Aufträgen in den verschiedensten Geschäftsrichtungen. Das ganz Eigenthümliche in den­selben ist, dass alle dahin gehen, von mir Rath zu erhalten, wie die Aufgaben, welche aller Orten durch Fehler der Höfe zu beinahe unlösbaren geworden sind, zum guten Ziele zu führen seyen! Wenn der Umstand zu den lohnenden gehört, indem er für die Cor- recktheit unseres Ganges zeugt, so gehört er in seiner Rückwirkung auf meine Individualität nicht zu den bequemen. Tränke ich zu Carls­bad, wo man den Geist nicht anstrengen darf, statt zu Ischl zu baden, so müsste ich meine Cur oder meine Geschäfte aufgeben. Das Wetter stellt sich sehr schön. Ich habe mir heute den Gr. Georg Appony 6) zu einer gründlichen Unterredung bestellt. Ich werde Ihnen deren Ergebniss mittheilen. Der Mann sieht sehr hell und richtig in den ung. Verhältnissen.“ LIV. M. an G., Ischl, 31. VII. 1843: „In der Anlage liegt ein Bericht des H. v. Kast4) aus München, des­sen Innhalt ich zu der Kenntniss des H. Erzh. Ludwig gebracht wünsche. Der Gegenstand, welcher in meinen Augen einen besonderen Werth hat, ist der 3te­2) Siehe XLVIII. 3). 8) Graf von Flahault. 4) Sir Robert Gordon. 5) Erzbischof Lodovico Principe Altieri. 6) Georg Graf Apponyi (1808/99), Haupt der konservativen Partei im ungar. Reichstag, 1844/48 ungar. Hofkanzler. LIV. i) Theodor Ritter v. Kast, Legationsrat bei der österr. Gesandtschaft in München.

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