Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
CHRISTOPH, Paul: Dokumente zu den Restaurationsversuchen des Königs Karl IV. von Ungarn
Dokumente zu den Restaurationsversuchen des König Karl IV. 563 in Paris und London, besitzt große Aktienpakete der englischen Gesellschaft Vickers, ist Großoffizier der Ehrenlegion und Träger des Hosenbandordens. Er hat während des Krieges die Agentur Radio gegründet und führt ein luxuriöses Leben in Paris. Man sagt, daß er Karl bemei*- kenswerte Summen zur Verfügung gestellt hat und auch dem Exkaiser versprochen haben soll, die Abneigung der Kleinen Entente zu brechen. Obwohl niemand den großen Mann kennt, spricht man jetzt in den legiti- mistischen Kreisen nur von Zacharov. Inzwischen ist Karls Gegenkandidat Albrecht aus Spanien zurückgekommen. Er wird Samstag vor der parlamentarischen Immunitätskommission erscheinen, um Aufklärung über die wahren Beweggründe seines bekannten Briefes zu geben, in dem er die Freunde Karls "(Benitzky und Szmrecsányi) am Tage der Ankunft des Exkönigs in Steinamanger anzeigte. Man sagt, daß es dem König von Spanien gelungen sei, Karl und Albrecht, welcher bis nun eine wahre Kampagne gegen den „gekrönten König“ geführt hat, auszusöhnen. In der Samstagsitzung hatte der kar- listische Abgeordnete Lingauer dargelegt, daß das von den Kreaturen Albrechts dirigierte Pressebüro die Anhänger Karls systematisch attackiert und beleidigt. Politisches Bulletin vom 20. Juni 1921. Am Samstag ist vor der parlamentarischen Immunitätskommission der Rivale Karls, Erzherzog Albrecht, hinsichtlich seines Denunziationsbriefes einvernommen worden, mit dem er die Abgeordneten Benitzky und Szmrecsányi daran gehindert hat, die Restauration Karls durchzuführen und ihn an der Spitze der Garnison von Steinamanger (Szombathely) nach Budapest zu bringen. Die Einvernahme des Erzherzogs war außerordentlich peinlich. Die Habsburgerfeinde, die die Majorität in der Kommission bilden, sind ferngeblieben, um ihre Verachtung zu dokumentieren. Die Kommission wurde präsidiert von dem Staatssekretär Kutkafalvy, dem Regierungsagenten für die ruthenische Agitation, den man der Unterschlagung der Summen beschuldigt, die er von Teleki zu Propagandazwecken erhalten hatte. Der Abgeordnete Benitzky, der seinerzeit auf Anzeige des Erzherzogs verhaftet worden war, hat verlangt, mit Seiner Hoheit konfrontiert zu werden, die er der Unwahrheit bezichtigte. Die Kommission hat dieser Konfrontation zugestimmt, doch hat sich Albrecht ihr entzogen, indem er erklärte, er wünsche nicht konfrontiert zu werden und daß er auf die Beschuldigungen Benitzkys, des intimen Freundes und Bevollmächtigten Karls, schriftlich antworten werde. Die ganze Rivalität und Ranküne der beiden Habsburger spiegelten die Debatten wider. Von dem Markgrafen Pallavicini (Schwiegersohn An- drássys) befragt, war Albrecht gezwungen zuzugeben, daß auch er Seine Majestät den König Karl als Oberhaupt seines Hauses betrachte, und 36*