Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

CHRISTOPH, Paul: Dokumente zu den Restaurationsversuchen des Königs Karl IV. von Ungarn

562 Paul Christoph Agitation gegen Horthy unterstützt. Die Reden der Abgeordneten Benitzky und Szilágyi enthüllen die immer stärkere Animosität der Legi­timisten gegen den Reichsverweser, den sie der Perfidie beschuldigen. Szilágyi hat Bethlen beschuldigt, die berüchtigten Detachements von Héyjas, Pronay und Ostenburg von der Armee zur Gendarmerie gebracht zu haben, welche vom Innenministerium abhängt, und er hat Bethlen auch beschuldigt, einige tausend militärische „Rechercheure“ (Spione), alle Offiziere, zu Lasten des Zivilbudgets zu unterhalten. Das alles ist die „Garde Horthys“, welcher am Anfang erklärt hatte, sich mit 3 Millionen Kronen jährlich zufrieden zu geben, und der nach Benitzky vierzig „ver­geudet“, nicht eingerechnet die „Komitadschi-Detachements“. Aus den Worten Benitzkys geht hervor, daß Horthy von nun an der „Gefangene seiner Prätorianer“ ist. Diese sind es, welche in so frecher Weise ver­geuden. Diese Garde des Reichsverwesers ahmt die kostspieligen Gewohn­heiten der früheren Habsburgergarde nach. Die Prätorianer des Reichs­verwesers haben die berüchtigte „Marschalltafel“ geschaffen und sie kompromittieren sogar diese parasitäre Einrichtung, indem sie fröhlich auf Kosten der Zivilliste Bankette abhalten. Im ganzen genommen ahmt man in Budapest in allem die früheren Kaiser von Wien nach. Man über­trifft sie sogar. „Diese Umgebung“, hat Benitzky gesagt, „ähnelt viel mehr jener eines Kaisers der Hottentotten“. Und er hat seine Rede mit diesen ironischen und bedeutsamen Worten beendet: „Ich vergehe fast vor Respekt, aber ich protestiere im Namen eines ganzen Volkes gegen diese ungeheure Verschwendung.“ Der Finanzminister, ganz Respekt auch er, hat zugeben müssen, daß in der Umgebung Seiner Hoheit wirk­lich Verschwendung herrsche. Hinsichtlich der Apanage Karls ist noch nichts beschlossen worden. Er war zur Versteigerung der Kunstsammlung seines Onkels, des ver­storbenen Erzherzogs Ludwig Viktor (des dritten Bruders von Franz Josef) durch die Vermittlung einer spanischen Gruppe gezwungen, welche das Schloß Kiesheim (Land Salzburg) und den Besitz des ver­storbenen Erzherzogs erworben und Karl eine Million Schweizer Franken vorgestreckt hatte. Politisches Bulletin vom 14. Juni 1921. Wenn man einer Information des „Sunday Express“ glauben darf, soll ein gewisser Basil Zacharov, Begründer der Pariser Zeitung „Excel­sior“, Eigentümer des größeren Aktienpakets des „Figaro“ und intimer Freund der französischen Legitimisten, Karl die Geldmittel zur Verfügung stellen. Russisch-griechischen Ursprungs soll Zacharov gegenwärtig eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen und französischen Finanz sein. „Fast die Hälfte von Monte-Carlo“ soll ihm gehören. Er beherrscht den englisch-französischen Kohlentrust, eine Zahl von Banken

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