Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
KRAMER, Hans: Fürstbischof Dr. Cölestin Endrici von Trient während des ersten Weltkrieges. Nach neu gefundenen Akten
512 Hans Kramer Benedikt XV. von einem eingesetzten Provikar in Bozen für den deutschen Anteil der Diözese, wobei er wohl an Dr. Rimbl dachte. Also wünschten die kirchlichen Kreise die Verteilung der Aufgaben zwischen Eccheli und Rimbl nicht nach den Spiritualia und Temporalia, sondern nach dem italienischen und deutschen Anteil der Diözese* 56). Eccheli ist meines Wissens mindestens bis zum Kriegsende Generalvikar des italienischen Anteils geblieben, Er pflegte immer die Verbindung mit Endrici. So sandte er ihm z. B. am 21. Juni 1918 einen Brief, worin er sein Mitgefühl für ihn ausdrückt, die bischöflichen Hirtenbriefe vollauf billigt, die Befolgung der Weisungen Endricis meldet und die Forderungen am deutschen Volkstag in Sterzing im Mai 1918 verwirft. In der Diözese herrsche Ruhe und Ordnung57). Es handelte sich aber nicht nur darum, wer der Stellvertreter Endricis in Trient werden sollte. Man blickte schon nach einem neuenBischof um. Der damalige Vorarlberger Weihbischof Dr. Sigmund Waitz, der nur wenig italienisch sprach und bei den Konservativen als einer der ersten führenden Christlichsozialen von Tirol unbeliebt war, wurde nur vorübergehend genannt58). Die Tiroler Abgeordneten Univ.-Professor Dr. Michael Mayr und Josef Schraffl, letzterer kein Freund seines Parteigenossen, des Theologieprofessors Dr. Amilian Schöpfer, bemühten sich aus eigener Initiative, letzteren zum Fürstbischof von Trient zu machen. Schöpfer hatte mit dieser Anregung nichts zu tun. Er schrieb sofort an Mayr und an den Minister Hussarek in energisch ablehnender Weise. Ein Geistlicher konnte nie nur im Aufträge der weltlichen Gewalt, ohne Ermächtigung von kirchlicher Seite, einen Bischof, der nicht resigniert hatte oder abgesetzt war, von seinem Posten wegdrängen. Schöpfer 18. Juli 1918 (Staatsarch.). Min.Äuß. an Hussarek v. 1. Nov. 1916 (Präs.K.Min. 4203/1916). Weisungen des Min.Äuß. an die Botschaft beim Hl. Stuhl in Bern (Prinz Schönburg u. Graf Pálffy) um 7. Sept. u. am 16. Sept. 1916 u. 28. Aug. 1918 (Präs.K.Min. 3473/1916, Staatsarch.). Telegramme u. Schreiben der Botschaft an Min.Äuß. Wien v. 29. Aug., 25. u. 28. Okt. 1916, 27. Febr., 22. u. 31. März 1917, 12. Sept. 1918 (Präs.K.Min. 2887/1916. Staatsarch.). Aktennotiz v. 4. Apr. 1916 (Präs.Min.Inn., Allg.Verw.Arch.), v. 25. Febr. 1916 (Präs.K.Min. 775 u. 958/1916). Monsignore Dr. Csiszarik pro domo v. 19. Aug. 1918 (Staatsarch.). Generalvikar Eccheli-Trient an Präs.Ibk. v. 11. Juni 1916 (Geh.Präs.A.Ibk.). Es wurden ferner als eventuelle Kandidaten, aber ohne Aussicht auf Ernennung, genannt (sie waren Austriacanti): Die Geistlichen Clemens Maria Benetti, der Schulrat Johann Bapt. Corsini, der Sekretär Eduard Köll, der Kaplan Angelus Zorzi und Artur (Valerianus ?) Frizzera. Zanolini, S. 167 ff. Über die Stellung eines Generalvikars, vgl. Johann Bapt. Sägmüller, Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts, 2. A., Freiburg 1909, S. 422 ff. 56) Brief Papst Benedikts XV. an Kaiser Karl I. v. 15. Apr. 1918 (Staatsarch.). 57) Zanolini, S. 239 f. 58) Bericht d. Zivilkommissärs beim 11. Armeekommando Leo v. Tschurt- schenthaler v. 29. Apr. 1916 (Geh.Präs.A.Ibk.).