Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

KRAMER, Hans: Fürstbischof Dr. Cölestin Endrici von Trient während des ersten Weltkrieges. Nach neu gefundenen Akten

510 Hans Kramer Raummangels nicht ausführlich darstellen. Der Fürsterzbischof Balthasar Kaltner von Salzburg schilderte als Metropolit dem Minister Hussarek die schlechte Lage in der Leitung des deutschen Anteils von Trient. Die Sekretäre Johannes Prugger und Eduard Köll, beide Priester, die einen viel zu geringen Gehalt bezogen, können die Unmenge von Arbeit nicht mehr bewältigen. Köll sei überdies Seelsorger für die Deutschen in der Kirche S. Marco in Trient und Katechet in der deutschen Volksschule ebenda. Beide müssen nun Aufgaben durchführen, die früher vier Priester übernommen hatten. Prugger fehlen in Bozen die Vorakten, die in Trient liegen. Köll sei einmal unter der Überarbeitung zusammengebrochen und erkrankt. Die Arbeiten, besonders in der kirchlichen Vermögensverwaltung, können so nicht vorwärts gehen. Die Seelsorger des deutschen Anteils ertrügen dies mit erstaunlicher Geduld. Im Priesterseminar seien zu wenige Pro­fessoren deutscher Zunge. Die Diözese habe keine bischöflichen Visita­tionen mehr; das Sakrament der Firmung werde nicht mehr gespendet. Dies alles waren stille Vorwürfe Kaltners teils gegen Endrici, der am deutschen Anteil der Diözese weniger als je Interesse hatte, teils gegen die Maßnahmen der österreichischen Regierung54). Mattevi kam als Vertreter Endricis nicht mehr in Frage. Dessen Vertrauensmann war der Generalvikar Ludwig Eccheli (aus Pileante bei Ala), den selbst der Chef des Polizeikommissariates in Trient Dr. Muck vorübergehend lobte, der aber sonst von den österreichischen Regierungsstellen nicht gern gesehen wurde. Er hätte keinen Kontakt mit den deutschen Dekanaten der Diözese. Die leitenden Ämter der Armee sowie die zivilen in Innsbruck und Wien konnten sich über die Persönlichkeit, die Endrici nicht als Bischof, aber als neuer Generalvikar mit allen Vollmachten vertreten sollte, lange nicht einig werden, und dies war ein Vorteil für den Bischof. Es wurden von den österreichischen militärischen und zivilen Behörden zur Übernahme größerer oder gerin­gerer Aufgaben vorgeschlagen: Domherr Dr. Balthasar Rimbl, gebürtig aus Dorf Tirol, früher Redakteur des „Tiroler Volksblattes, Vizerektor des Trienter Priesterseminars. Nach einem siebenjährigen Studium in Rom sprach er gut italienisch. Der Domherr Anton Tait, der aus Trient gebürtig war. Er scheint mit Endrici schlecht gestanden zu sein. Der Domherr Johann Baptist Zorzi aus Ziano (Fleimstal). Der Kanzler Dr. Johann Chelodi aus Cavalese, Professor des Kirchenrechtes. Der Domherr Alois Orion aus Salurn. Der Sekretär Johannes Prugger aus Platt im Passeier, der lange Zeit Delegierter des Trienter Ordinariates in Bozen für die zehn deutschen Dekanate gewesen war. Der Feldkurat 54) Erzbischof Kaltner von Salzburg (damals Metropolit v. Trient) an Hussarek v. 24. Jan. 1918, Staatsarch.

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