Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

194 Friedrich Walter Es freut mich, daß die neue Bestimmung Baumgartners* 1 * 3) so ge­schwinde erfolgte. Mit ihr werden mehr Millionen gewonnen werden, als man es vermuthet, und sie greift in die eckelhaftesten Triebräder der schlechten Clique zerstörend ein. Ich höre, der StR. Pilgram 4) seye bedeutend erkrankt. Ich bitte Sie, mir Kunde desshalb zu geben und ihm meinen aufrichtigen Antheil zu bezeugen. Meine Reise hierher ist sehr glücklich vorübergegangen und ich befinde mich sehr wohl, wie diess stets der Fall ist, wenn ich mich aus dem Ackten-Staube erhebe. Ich werde am 7ten nach Königswart5) ab­gehen. Das Land leidet an der Trökne und die Fourage ist insbesondere sehr theuer. In hiesiger Gegend steht der Haber im Preise des Weitzen und das Heu auf 6 f. W. W. der Centner. Die übrigen Feldfrüchte mit streckenweiser Ausnahme der Kartoffeln sind gut gerathen. Obst giebt es die Menge dort, wo welches überhaupt gedeiht. Mit dem Stande der hiesigen Herrschaft bin ich sehr zufrieden, nur muss ich den über­triebenen Viehstand vermindern. Wenn Sie Hornvieh brauchen, so kann ich Ihnen über 300 Stück zu Gebote stellen! Eine Branche, welche vor­trefflich steht, ist das Eisenwerk6). Nach dem Etablissement des Raaber Bahnhofes7), wo so viele Maschinen arbeiten, giebt es nach dem hiesigen wohl kein besseres in der Monarchie. Ich beschäftige über 400 Menschen zum Behufe des Unternehmens und zähle unter denselben nicht Einen Schwindler! Vergessen Sie nicht, ich I. I. M. M. zu Füssen zu legen.“ II. M. an G., Plass, 5. VIII. 1842: „Ich bitte Sie, dem B. Kübeck zu sagen, dass England heute einen neuen Beleg zu dem Werth der Tar i f f i r ungen bietet. Die Erhöhung des Zolles auf die Leinenwaaren in Frankreich und in Belgien hat zur 0 Johann Bapt. Freih. v. Pilgram (1780/1861), seit 1829 staatsrätlicher Referent, 1834 Staats- und Konferenzrat. 5) Böhmen, Kreis Elbogen. Seit 1630 im Besitz der Familie Metternich (mit Ammonsgrün) rund 28.000 Joch (19.000 Dominikaié). 6) Nach Joh. Gottfr. Sommer, Das Königreich Böhmen, statistisch-topogra­phisch dargestellt. VI. (Prag 1838), beschäftigte das Eisenwerk „außer dem Amtspersonale 49 Bergleute, 39 Köhler, 1 Schmiedmeister, 16 Gießer und Former, 14 Hochofenarbeiter, 3 Hammerschmiedmeister und 30 Schmiedegesellen, 1 Schlosser mit 3 Gesellen, 1 Graveur, 2 Zimmerleute, 2 Kohlmesser, 3 Kutscher und 1 Amtsdiener“ (also 165 Menschen); „es lieferte 1834 45.360 q Eisenstein, 13.500 q Roheisen, 2.000 q Gußeisen, 7.000 q Stabeisen“. — Nach Joh. Slokar, Geschichte der österreichischen Industrie und ihrer Förderung unter Kaiser Franz I. (Wien 1914), S. 452, verfügte das Eisenwerk Plaß über 1 Hochofen, 4 Frischfeuer mit Stahlhämmern, 1 Streckfeuer mit Zain- und Streckhämmern, 1 Dreh- und Bohrw. und erzeugte 1846: 7.390 Wr. Ztr. Roheisen, 4.466 Wr. Ztr. Gußwerk; Plaß stand damals unter den böhmischen Eisenwerken an 10. Stelle. 7) Die Werkstätte der Wien-Raaber-Eisenbahngesellschaft war 1840 in Be­trieb gesetzt worden (Slokar, a. a. O., S. 617).

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